- Volkswagen will nach Angaben des Betriebsrats in Deutschland mindestens drei Werke schliessen.
- Zehntausende Arbeitsplätze sollen abgebaut werden.
- Alle verbleibenden Standorte sollten zudem schrumpfen.
«Der Vorstand will in Deutschland mindestens drei VW-Werke dichtmachen», sagte Konzernbetriebsratschefin Daniela Cavallo bei einer Informationsveranstaltung für die Belegschaft in Wolfsburg. Alle verbleibenden Standorte sollten zudem schrumpfen, fügte sie hinzu. Über diese Pläne habe der Konzern nun die Arbeitnehmerseite informiert.
Cavallo kündigte Widerstand gegen die Pläne an. «Ich kann nur alle Vorstände und alle an der Unternehmensspitze warnen: Legt Euch nicht mit uns, mit der VW-Belegschaft, an», sagte sie unter dem Beifall der Mitarbeitenden. «Ihr steht ganz kurz vor der Eskalation!» Die Friedenspflicht endet bei VW Ende November, danach sind auch Streiks möglich.
Die im Dax notierte VW-Vorzugsaktie stand am Mittag 0.7 Prozent im Minus bei 91.60 Euro. In diesem Jahr hat das Papier angesichts der Branchenschwäche und wegen der Probleme im Konzern bislang 18 Prozent an Wert eingebüsst. Damit stehen VW-Aktionäre schlechter da als diejenigen von Mercedes-Benz, aber besser als etwa die von BMW oder Stellantis. Die ebenfalls im Dax notierten Vorzugsscheine der VW-Tochter Porsche AG haben nur wenig besser abgeschnitten als die VW-Aktien.
Alle deutschen VW-Werke sind von diesen Plänen betroffen. Keines ist sicher.
Cavallo forderte den Konzern erneut auf, eine Gesamtperspektive für VW vorzulegen und nicht nur einzelne Sparmassnahmen. «Mit uns wird es keine Salamitaktik geben. Keine Teillösungen und keine faulen Kompromisse. Uns geht es um ein Gesamtpaket für alle drei Themenbereiche. Alles andere wird mit uns nicht zu machen sein!»
IG Metall fordert Erhalt der Standorte
Niedersachsens IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger erklärte in einer ersten Stellungnahme: «Wir wollen Standorte, Auslastung und Beschäftigung langfristig absichern. Wenn die Chefetage den Abgesang Deutschlands einläuten will, muss sie mit Widerstand rechnen, den sie sich so nicht ausmalen kann.»
Als besonders gefährdet gilt laut Betriebsrat das Werk in Osnabrück, das kürzlich einen erhofften Folgeauftrag von Porsche verloren hatte. Zudem plane der Vorstand betriebsbedingte Kündigungen, sagte Cavallo. Laut Betriebsrat droht der Verlust von Zehntausenden Arbeitsplätzen. Ganze Abteilungen sollten geschlossen oder ins Ausland verlagert werden.
Betriebsrat: Kein Werk ist sicher
«Alle deutschen VW-Werke sind von diesen Plänen betroffen. Keines ist sicher», sagte Cavallo. Nähere Angaben macht sie nicht. VW beschäftigt in Deutschland rund 120'000 Mitarbeitende, davon rund die Hälfte in Wolfsburg. Insgesamt betreibt die Marke VW in Deutschland zehn Werke, davon sechs in Niedersachsen, drei in Sachsen und eines in Hessen. VW hatte im September die seit mehr als 30 Jahren geltende Beschäftigungssicherung aufgekündigt. Ab Mitte 2025 wären betriebsbedingte Kündigungen möglich.
Am Mittwoch kommen Konzern und die Gewerkschaft IG Metall zu ihrer zweiten Verhandlungsrunde über den VW-Haustarif zusammen. Bereits in der ersten Runde im September hatte VW die Forderungen der IG Metall nach sieben Prozent Erhöhung zurückgewiesen und stattdessen auf Einsparungen gedrängt. Nähere Angaben hat VW dazu bisher nicht gemacht.
Laut Cavallo fordert VW nun zehn Prozent Lohnkürzung sowie Nullrunden in den kommenden beiden Jahren. Darüber hatte zuvor das «Handelsblatt» berichtet.