Die Ausgleichskassen schicken täglich einen dreistelligen Millionenbetrag nach Genf zu Compenswiss, früher bekannt als AHV-Ausgleichsfonds. Und Ende Monat schickt Compenswiss den Ausgleichskassen so viel Geld zurück, wie diese brauchen, um die monatlichen Renten zu zahlen. Eine riesige Summe kommt so zusammen.
Ein befriedigendes Ergebnis.
Das gesamte Vermögen der drei Sozialwerke AHV, IV und EO belief sich Ende 2021 auf fast 41 Milliarden Franken. Und Compenswiss hat mit dem Geld im letzten Jahr erfolgreich gearbeitet: Auf dem Wertschriftenportfolio erwirtschaftete Compenswiss eine Rendite von 5.3 Prozent, etwas mehr als im Jahr davor.
«Für die Auflagen, die wir haben, sowie für den beschränkten Anlagehorizont, ist es ein befriedigendes Ergebnis», sagt Verwaltungsratspräsident Manuel Leuthold.
So kann Compenswiss zum Beispiel nicht so langfristig anlegen wie eine Pensionskasse. Die Anlagen müssen rasch verkauft werden können, damit die Renten jederzeit ausbezahlt werden können. Hinzu kommt: Compenswiss darf keine zu grossen Risiken eingehen, darf das Vermögen der Sozialversicherungen nicht leichtsinnig verspekulieren.
Möglichst nachhaltige Anlagen
Deshalb wird mehr als die Hälfte des Vermögens in vergleichsweise sichere Anlagen investiert. Dazu gehören festverzinsliche Obligationen oder Immobilien. Der Aktienanteil ist viel tiefer. Dank boomender Börsen haben Aktien gleichwohl mehr als die Hälfte zur Rendite beigetragen.
Dabei verfolgt Compenswiss nach Möglichkeit nachhaltige Kriterien. «Wir wollen einen Beitrag zum Erreichen der Pariser Klimaziele leisten», sagt Direktor Eric Breval. Dabei müsse aber auch der Auftrag erfüllt werden.
Aus diesem Grund hat Compenswiss im vergangenen Jahr 56 Unternehmen aus dem Anlageuniversum ausgeschlossen, die in den Sektoren Bergbau und Energieerzeugung tätig sind und einen grossen Teil ihres Umsatzes mit Kohle erwirtschaften. Vorrangiges Ziel ist aber trotzdem, die Renten zu sichern, wie Verwaltungsratspräsident Leuthold betont.
AHV-Revision ist dringend nötig
Doch das wird immer schwieriger. Wegen der Alterung der Bevölkerung wird die Lücke zwischen den Einnahmen und den Ausgaben Jahr für Jahr grösser. Daran ändert auch eine solide Rendite auf dem Vermögen nichts. «Wenn es so weitergeht, ist die Kasse 2034 oder 2035 leer», betont Leuthold.
Das Parlament hat daher eine AHV-Reform beschlossen, die unter anderem das Frauenrentenalter von 64 auf 65 Jahr erhöhen will. Dagegen wurde bereits das Referendum ergriffen. Laut Compenswiss würde auch diese Reform das Grundproblem der AHV nicht lösen, man würde lediglich etwas Zeit gewinnen – sechs bis sieben Jahre.