Nur noch 0.7 statt 0.9 Prozent: Die Ökonominnen und Ökonomen der UBS passen ihre Wachstumsprognose für die Schweizer Wirtschaft für 2023 nach unten an.
Eine Rezession wie etwa in den Nachbarstaaten Deutschland oder Italien droht der Schweiz trotz konjunktureller Abschwächung nicht. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) rechnet bis Ende Jahr gar immer noch mit einem Wachstum von gut einem Prozent. Die heute publizierten Seco-Zahlen – das BIP hat im zweiten Quartal stagniert – sind entsprechend weder Anlass zur Sorge noch überraschend.
Der Weltwirtschaftsmotor stottert
Zurückzuführen ist die Stagnation vor allem auf die schwächelnde Weltkonjunktur. So war es das Ziel der westlichen Nationalbanken, den Wirtschaftsmotor mit steigenden Zinsen abzukühlen, damit die Preise nicht mehr weiter steigen und die Inflation gebremst wird.
Diese geldpolitische Massnahme scheint ihre Wirkung nun zu entfalten – die Investitionslust wird durch weniger attraktive Finanzierungskonditionen gedämpft, das Wirtschaftswachstum dadurch gebremst.
Obwohl aus geldpolitischer Sicht gewollt – darunter leidet nun insbesondere der Schweizer Exportsektor. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Warenexporte um 1.2 Prozent gesunken. Ein wesentlicher Faktor ist dabei der ausbleibende Wirtschaftsaufschwung Chinas nach Aufhebung der Corona-Massnahmen. Dieser war in einem massiv grösseren Ausmass erwartet worden und schlägt sich nun in weniger gefüllten Auftragsbüchern und sinkenden Exportzahlen nieder.
Nebst einer schwächelnden chinesischen Wirtschaft trägt der Angriffskrieg auf die Ukraine zu einer trägen Wirtschaftsentwicklung bei. In ganz Europa investieren Unternehmen weniger als in normalen Zeiten.
Zusätzlich Sorgen macht der Direktorin des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse, Monika Rühl, die wirtschaftliche Lage in Deutschland, einem der wichtigsten Absatzmärkte für Schweizer Unternehmen: «Die Schweizer Wirtschaft ist von Deutschland abhängig. Die deutsche Wirtschaft ist jetzt schon in einer Rezession und es zeichnet sich momentan nicht ab, dass sie aus dieser herausfindet. Das macht mir schon etwas Bauchweh.»
Lohnerhöhungen zur Stabilisierung der Wirtschaft
Während der Industriesektor wegen des schwierigen Umfelds rückläufige Zahlen verzeichnet, steigt der Privatkonsum nach wie vor. Von diesem profitieren insbesondere die Gastronomie und Hotellerie.
Damit sich die Menschen im Land weiterhin gutes Essen und Ferien leisten können, fordert die Gewerkschaft Unia zum Ausgleich der Teuerung substanzielle Lohnerhöhungen. Vania Alleva, Präsidentin der Unia, warnt: «Die Löhne sind entscheidend. Wenn die Löhne sinken und die Renten durch Krankenkassenprämien und Teuerung gefressen werden, dann muss man sich nicht wundern. Die Kaufkraft ist ein wichtiges Instrument, um die Wirtschaft zu stabilisieren.»