Infrastruktur am Limit: Der Unterhalt der Bahninfrastruktur sei lange Zeit vernachlässigt worden, sagt Matthias Finger. Er ist Professor für Netzwerkindustrien an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL). Die Schuld daran gibt er aber nicht dem abtretenden SBB-Chef Andreas Meyer: «Das geht noch auf die Zeit vor ihm zurück.»
Der Nachfolger soll eine starke Bahn machen; er soll der Systemleader des Ganzen sein.
Infrastrukturen seien langfristige Investitionen. Hinzu kämen die steigenden Passagierzahlen. Das seien riesige Herausforderungen, die sich nicht von heute auf morgen lösen lassen. Dem oder der Neuen an der SBB-Spitze solle man darum das Gleiche ins Pflichtenheft schreiben wie Meyer: «Er soll eine starke Bahn machen; er soll der Systemleader des Ganzen sein.»
Anforderungen an die Mobilität: Im Verkehr der Zukunft müssen die Mobilität auf der Schiene und auf der Strasse noch viel stärker miteinander vernetzt werden. Davon ist Finger überzeugt: «Wir sprechen insbesondere von der Integration von städtischem Verkehr in die SBB.» Das Gleiche gelte für SBB-Cargo: Strassenlogistik und Eisenbahn müssten noch besser aufeinander abgestimmt werden. Für diese Vernetzung brauche es die SBB als Rückgrat des gesamten Schweizer Verkehrssystems. Denn: «Wir haben keine andere Wahl, als auf die Bahn zu setzen, um das Gros der Mobilität zu bewältigen.»
Politische Herausforderungen: Es gebe Leute, die mehr Wettbewerb auf der Schiene wünschen. Andere wiederum möchten die ganze SBB aufsplitten. «Und es gibt die Strassenlobby, die auch ihre Anliegen hat», gibt Finger zu bedenken. Seine Vision ist es, dass der regionale Verkehr, der Stadtverkehr und der Strassenverkehr in die SBB integriert werden. «Doch von alleine wird die SBB nicht den Lead bekommen, man muss ihr irgendwie die Möglichkeit geben, dieses Rückgrat des Systems zu sein.» Hier sei letztlich die Politik gefordert.