- Der weltgrösste Onlinehändler Amazon leitet einen Wechsel an seiner Konzernspitze ein.
- Unternehmensgründer Jeff Bezos wird den Vorstandsvorsitz im dritten Quartal 2021 an Andy Jassy abgeben, den Leiter des boomenden Cloud-Geschäfts.
- Bezos dürfte danach aber als geschäftsführender Vorsitzender des dem Vorstand übergeordneten Verwaltungsrats weiterhin grossen Einfluss ausüben.
Der 57-jährige Top-Manager Jeff Bezos gründete Amazon 1994 und baute das Unternehmen vom Online-Buchladen zum Billionen-Konzern auf. Mit einem geschätzten Vermögen von 188 Milliarden Dollar (168 Mrd. Franken) ist Bezos derzeit dem «Bloomberg Billionaires Index» zufolge der zweitreichste Mensch der Welt.
Spitzen-Quartalszahlen trotz Corona
Zeitgleich mit der Rücktrittsankündigung legte das Unternehmen Zahlen für das vierte Quartal und das vergangene Geschäftsjahr vor, die die Markterwartungen weit übertrafen.
In den drei Monaten bis Ende Dezember knackte Amazon beim Umsatz dank des Bestellbooms in der Coronakrise und eines starken Weihnachtsgeschäfts erstmals die Marke von 100 Milliarden Dollar. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum legten die Erlöse um 44 Prozent auf 125.6 Milliarden Dollar zu.
Den Nettogewinn konnte Amazon auf 7.2 Milliarden Dollar mehr als verdoppeln. Im Geschäftsjahr 2020 verdiente der Konzern 21.3 Milliarden Dollar, was einem Anstieg um 84 Prozent und einer neuen Bestmarke entspricht.
Cloud-Geschäft bleibt Flaggschiff
Der Online-Gigant profitierte abermals stark von seinem Cloud-Geschäft mit IT-Services und Speicherplatz im Internet. Die vom zukünftigen Vorstandschef Jassy geführte AWS-Plattform, die von vielen Unternehmen und Apps genutzt wird, erhöhte den Quartalsumsatz um 28 Prozent auf 12.7 Milliarden Dollar – blieb damit aber leicht unter den Erwartungen.
Das Betriebsergebnis kletterte derweil um 37 Prozent auf 3.6 Milliarden Dollar, woran klar zu erkennen ist, was für ein attraktiver Gewinnbringer Amazons Cloud-Flaggschiff weiterhin ist.
Durch seinen Erfolg mit Amazon hat sich Bezos bei Weitem nicht nur Freunde gemacht. Dem Konzern wird vorgeworfen, mit seiner grossen Marktmacht und seinen Niedrigpreisen den Einzelhandel zu zerstören. Auch wegen umstrittener Arbeitsbedingungen gibt es häufig Kritik an Amazon.
Der mächtigste Feind von Bezos aber sass bis vor kurzem noch im Weissen Haus: Ex-US-Präsident Donald Trump und ihn verband eine erbitterte Dauerfehde. Als Hauptgrund galt indes weniger das Geschäftliche, sondern vor allem Trumps Abneigung gegenüber der «Washington Post», die häufig kritisch über ihn berichtet.