Im Radio SRF beschrieb sich Suzanne Thoma 2016 wie folgt: «Das Wichtigste ist, dass ich es immer sehr pressant habe.» Wie diese Eigenschaft die Bernischen Kraftwerke AG verändert hat, zeigt sich heute: Der Energiekonzern ist unter Thomas Führung ein sehr viel grösseres und internationaleres Unternehmen geworden.
Als Thoma 2013 Chefin wurde, beschäftigte die BKW 3000 Angestellte. Heute sind es gut 10'000. Gewachsen ist der Energiekonzern vor allem, weil er sein Dienstleistungsgeschäft massiv ausgebaut hat. So installieren Tochterunternehmen der BKW inzwischen Solaranlagen, sie planen Gebäude oder kümmern sich um Wasserleitungen.
Wir müssen uns jetzt so schnell verändern, als ob uns das Wasser bis zum Hals stehen würde.
Damit hat die BKW innerhalb weniger Jahre zusätzlich zur Stromproduktion und Stromlieferung ein ganz neues Standbein aufgebaut. Ein Standbein, das auch rentabel ist.
Man habe das Privileg, finanziell sehr gesund dazustehen, sagte Thoma vor fünf Jahren. «Wir müssen uns jetzt so schnell verändern, als ob uns das Wasser bis zum Hals stehen würde.»
Dutzende Kleinbetriebe übernommen
In der Schweiz waren es häufig traditionelle Kleinbetriebe, die die BKW aufgekauft hat. Ein Vorgehen, das beim Gewerbe immer wieder für Unmut sorgt. So auch 2017, als die BKW fast im Wochenrhythmus KMUs übernahm.
Henrique Schneider, Vizedirektor des Schweizerischen Gewerbeverbandes, kritisierte damals, dass die BKW in einem Monopolbereich arbeite und so «sicheres Geld» erarbeite. «Mit dem Geld kauft sie dann KMUs auf oder drängt KMUs aus den Märkten.»
Rentabel dank Neuausrichtung
Die BKW hat diese Kritik stets mit dem Verweis auf den kleinen Marktanteil, den die BKW in den jeweiligen Bereichen habe, gekontert. Und ungeachtet dieser Kritik hält die BKW an ihrer Expansionsstrategie fest, wie sie jüngst erneut bekräftigt hat.
Mit dem Geld aus dem Monopolbereich kauft die BKW KMUs auf oder drängt sie aus den Märkten.
Inzwischen befinden sich fast 300 in- und ausländische Unternehmen ganz oder teilweise im Besitz der BKW. Ihre Standorte reichen von Norwegen bis nach Süditalien.
Dass es auch anders hätte kommen können, zeigt übrigens das Beispiel eines anderen grossen Schweizer Stromkonzerns: Alpiq hat im selben Zeitraum praktisch die umgekehrte Entwicklung durchlebt. Alpiq ist im vergangenen Jahrzehnt vor allem geschrumpft, musste Anlagen verkaufen und ist an tiefen Strompreisen beinahe zugrunde gegangen.