Der Auftakt: Das Weltwirtschaftsforum 2024 (WEF) beginnt heute Abend in Davos, bevor es morgen Dienstag von Bundespräsidentin Viola Amherd offiziell eröffnet wird. Erwartet werden während der Tagungswoche rund 2800 Teilnehmer, darunter Dutzende von Staats- und Regierungschefs aus aller Welt.
Die Kernthemen: Im Zentrum stehen die Kriege und Krisen dieser Welt. Auf Schweizer Seite sind es die bilateralen Beziehungen mit der EU. Der seit fast zwei Jahren andauernde russische Angriffskrieg in der Ukraine stand bereits im Zentrum vorheriger Konferenzen – nun kommen der Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas und die Sorge vor einer Ausweitung des Konflikts im Nahen Osten dazu. Neben den Kriegen soll auch die Klimakrise, steigende Lebenshaltungskosten und die Herausforderungen durch Künstliche Intelligenz (KI) Themen der Beratungen sein. Und schliesslich – nomen est omen – geht es um die Weltwirtschaft.
Die wichtigsten Politgäste: Ein wichtiger Gast ist der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski. Weiter nimmt der chinesische Ministerpräsident Li Qiang am WEF teil. Seine Teilnahme ist deshalb von Bedeutung, weil China als Verbündeter Russlands gilt und der Westen hofft, über Peking Einfluss auf Moskau nehmen zu können. Ferner reist auch der US-Aussenminister Antony Blinken nach Davos. Er vermittelt aktuell im Nahost-Konflikt. Grosse Aufmerksamkeit erfahren schliesslich der geplante Auftritt des israelischen Präsidenten Isaac Herzog und die Teilnahme von Ministern der im Nahost-Konflikt als Vermittler geltenden Länder Katar und Vereinigte Arabische Emirate.
Die Top Shots der Wirtschaft: Die Zentralbanker – darunter Christine Lagarde von der Europäischen Zentralbank und der Schweizer Nationalbank-Präsident Thomas Jordan – sowie die 1600 Wirtschaftsführer kommen ans WEF, um über die Weltwirtschaftslage zu debattieren. Mittelmässiges Wachstum, hohe Zinssätze, politische Risiken, Nachwirkungen der Corona-Pandemie und wachsende Schulden stellen die Welt vor Herausforderungen. Gut vertreten sind nebst den Wirtschaftsführern auch US-Techkonzerne: Reden werden etwa Marc Benioff, CEO des Unternehmenssoftware-Spezialisten Salesforce, Microsoft-Chef Satya Nadella und Alex Karp von der Datenanalysefirma Palantir. Gast sein soll auch der milliardenschwere Microsoft-Gründer und Philanthrop Bill Gates.
Die Anliegen der Schweiz: Auf Schweizer Seite sind Dutzende bilaterale Treffen geplant. Für die Bundesbehörden sollen am WEF die Wiederaufnahme der bilateralen Verhandlungen mit der EU verankert werden. Bundespräsidentin Amherd wird diesen Ansatz in ihren bilateralen Gesprächen in Davos betonen. Aussenminister Ignazio Cassis trifft sich mit dem für das Schweizer Dossier zuständigen Vizepräsidenten der Europäischen Kommission, Maros Sefcovic. Dabei soll auch die Wiederanknüpfung der Schweiz an das europäische Forschungsprogramm diskutiert werden, insbesondere von Bundesrat Guy Parmelin, der seinerseits die EU-Kommissarin für Innovation, Forschung und Bildung Iliana Ivanova treffen wird.
Der gesellschaftliche Aspekt: Zum WEF-Auftakt am Montagabend erhalten herausragende Künstlerinnen und Künstler einen sogenannten Crystal Award für ihre Verdienste zugunsten der Gesellschaft. Die Preisträger sind dieses Jahr Hollywoodstar und Oscar-Gewinnerin Michelle Yeoh («Everything Everywhere All at Once») aus Malaysia, der US-Musiker Nile Rodgers und der burkinisch-deutsche Architekt Diébédo Francis Kéré.