Das World Economic Forum ist das Lebenswerk von Klaus Schwab. Bis heute ist sein Name untrennbar mit der Stiftung verbunden, zu deren jährlichem Treffen in Davos Grössen aus Wirtschaft und Politik pilgern.
Nun aber droht dem WEF-Gründer ein unrühmlicher Abgang: Anonyme Whistleblower werfen Schwab und seiner Frau vor, sich auf Kosten des WEF bereichert zu haben. Schwab hat inzwischen Strafanzeige eingereicht – nachdem er Ostermontag als Vorsitzender des WEF zurückgetreten war.
Das WEF ist längst keine One-Man-Show mehr. Die 1971 als «European Management Symposium» gegründete Stiftung ist über die Jahrzehnte zu einer internationalen Organisation geworden. Im Stiftungsrat sitzen illustre Figuren wie der ehemalige amerikanische Vizepräsident Al Gore oder Christine Lagarde, die Chefin der Europäischen Zentralbank.
Personell dürfte das WEF den Abgang seines 87-jährigen Vorsitzenden zwar verkraften, der zuletzt ohnehin keine exekutiven Aufgaben mehr wahrgenommen hat. Die Vorgänge werfen aber die Frage auf, ob dem WEF ein irreparabler Reputationsschaden droht.
Immerhin betrachtet es die Organisation als ihre Mission, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammenzubringen, «um den Zustand der Welt zu verbessern.» Ein Anspruch, der nicht gerade bescheiden daherkommt. Folgt nun der tiefe Fall vom hohen Ross?
Kritikerinnen und Kritiker dürften sich bestätigt fühlen. Denn für sie ist das WEF ein abgeschlossenes Treffen der Superreichen: Grosse Reden auf den Podien, in den Hinterzimmern fliesst der Champagner, und es werden Deals gemacht.
Wie gross ist der Schaden fürs WEF?
Völlig aus der Luft gegriffen sei diese Darstellung nicht, sagt SRF-Wirtschaftsredaktorin Isabel Pfaff. «Das WEF hat etwas sehr Exklusives, auch wenn inzwischen auch NGOs und Kritiker eingeladen werden. Und zu den wirklich interessanten Treffen haben auch die Medien keinen Zugang.»
Eine Untersuchung wegen «Vorwürfen des finanziellen und ethischen Fehlverhaltens», wie sie das WEF gegen den eigenen Gründer eingeleitet hat, ist Wasser auf die Mühlen der Kritiker.
Schon im Juli 2024 berichtete das «Wall Street Journal» über Missstände beim WEF. Damals warfen Angestellte Schwab und dem Top-Management Sexismus und Rassismus vor.
Die Organisation wies die Vorwürfe als «nachweislich falsch» zurück. Eine externe Untersuchung stellte zwar keine Rechtsbrüche fest – aber Vorgänge, die nicht mit den Standards des WEF vereinbar seien.
Die Negativschlagzeilen häuften sich zuletzt – und kulminierten in den neusten Vorwürfen gegen Schwab, wonach der WEF-Gründer seine Privilegien missbraucht haben soll.
Wenn der Gründer die Klischees bestätigt
SRF-Redaktorin Pfaff schätzt, dass die Führung des WEF nun die Reissleine gezogen haben könnte: «Es sieht so aus, als sei die Situation nicht mehr tragbar gewesen.» Schwab selbst beklagt in seiner Stellungnahme vom Mittwoch, dass er vom Stiftungsrat des WEF nicht angehört worden sei.
Für Pfaff ist abschliessend klar: Sollten sich die Vorwürfe gegen Schwab bestätigen, hätte nicht nur der WEF-Gründer ein Problem – sondern auch die Organisation selbst. Damit würden nämlich alle Negativ-Klischees über die globale Elite erfüllt, die sich alljährlich in Davos trifft.