Tamim bin Hamad Al Thani, Emir von Katar, ist ein gefragter Mann. Das Land am Persischen Golf ist einer der grössten Gasproduzenten der Welt. Will Europa unabhängig von russischem Gas werden, braucht es unter anderem das katarische Flüssiggas.
Doch der Emir von Katar, zu Gast am Weltwirtschaftsforum in Davos, will auch etwas vom Westen: Geld – und Respekt. «Für Dekaden ist der Mittlere Osten diskriminiert worden. Und zwar vor allem von Leuten, die uns nicht kennen. Und die uns zum Teil auch gar nicht kennenlernen wollten», sagte er heute in seiner Rede vor den Staats- und Konzernchefs.
Emir: «Katar ist ein verlässlicher Partner»
In welchem Ausmass er das Gas aus Russland ersetzen kann, das Europa bald nicht mehr importieren will, sagte er nicht, gab aber den guten Geschäftspartner: «Wir erkunden neue Märkte. Wir wissen um die Nachfrage nach unserem Gas. Katar ist ein verlässlicher Partner.»
Der deutsche Minister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck hat bereits eine Energiepartnerschaft mit dem Emir von Katar vereinbart. Es geht um Flüssiggas, das Katar ab 2024 liefern kann – und von dem auch die Schweiz profitieren könne, wie Habeck gestern Abend sagte: «Der Rahmen ist gesetzt, und der Rahmen heisst im Klartext, dass europäische Firmen, und sicherlich auch, wenn sie denn wollen, Schweizer Firmen, sich an Ausschreibungen von Katar beteiligen können.»
Robert Habeck hat gestern Abend mit den Bundesräten Simonetta Sommaruga und Guy Parmelin beschlossen, ein Solidaritätsabkommen auszuhandeln. Man will sich aushelfen, wenn Gas knapp wird. Derweil Kanzler Olaf Scholz im Senegal weilte, auf der Suche nach weiteren Gasquellen.
Cassis: «Zurzeit laufen viele Gespräche»
Deutschland weibelt, und die Schweiz profitiert. Doch weibelt die Schweiz ebenfalls? Bundespräsident Ignazio Cassis: «Zurzeit laufen viele Gespräche», sagt er im Interview mit SRF. Diese Gespräche würden vom Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation von Simonetta Sommaruga, aber auch vom Finanzdepartement geführt. Das Ziel: «Eine sichere Versorgung mit Energiequellen, inklusive Gas.»
Die Neuausrichtung der europäischen Energiepolitik ist in die Gänge gekommen, auch in Davos.