In Asien ist die Kreuzfahrtsaison so gut wie vorbei. Innerhalb weniger Tage haben zahlreiche Reedereien entschieden, ihre Fahrten abzusagen. Das Risiko sei für die Unternehmen zu gross, festzusitzen: «Wenn man sieht, dass Schiffe gewisse Häfen nicht mehr anlaufen können oder die Gefahr mit einkalkuliert werden muss, dass man gar nicht mehr wegkommt, ist das Gift für die Branche», sagt der Schifffahrtsanalyst Thomas P. Illes.
Andere Gesellschaften bleiben zwar, müssen aber ihre Routen anpassen, weil Staaten vermeiden wollen, dass das Virus durch Kreuzfahrt-Touristen eingeschleppt wird. Aktuell trifft es ein Schiff von Silversea aus Monaco: Die «Silver Spirit» konnte nicht wie geplant in Taiwan anlegen, sondern musste nach Bangkok ausweichen.
Schiffe von anderen Gesellschaften wiederum haben regelrechte Irrfahrten hinter sich, bis sie endlich einen Hafen anlaufen konnten. Costa Kreuzfahrten schreibt denn auch auf Anfrage: «Die Situation in Asien ist derzeit ziemlich unsicher und entwickelt sich stetig weiter.»
Kommt hinzu, dass Passagiere aus den USA oder Europa gar nicht mehr zu den Abfahrtshäfen in China anreisen können. Die Genfer Reederei MSC hätte eigentlich eine Kreuzfahrt ab Schanghai starten wollen. Doch viele Fluggesellschaften haben die Flüge nach China reduziert oder gleich ganz gestrichen. In diesem Fall hat MSC ebenfalls die Route angepasst.
Viele Kreuzfahrtgesellschaften kommen den Passagieren entgegen, wenn die Reise wegen des Corona-Virus ins Wasser fällt. Das könne die Branche auch: «Die Kreuzfahrtbranche ist hoch profitabel. Die kann das gut wegstecken», so der Kreuzfahrtexperte Illes.
Zudem könne sie rasch umdisponieren und so weitere finanzielle Ausfälle vermeiden: «Der Vorteil ist ja, dass Schiffe bewegliche Objekte sind. Wo immer etwas passiert, können Kreuzfahrtgesellschaften ihre Schiffe flexibel umrouten.» Und genau das machen jetzt viele Gesellschaften: Sie verlegen die Schiffe vorzeitig nach Europa, nach Australien oder in die USA.
Gleichzeitig haben die Reedereien die Bestimmungen massiv verschärft, wer überhaupt noch an Bord darf, unabhängig der Nationalität. Überall gilt: Wer in den vergangenen zwei Wochen über China gereist ist, sei es auch nur über einen Flughafen, darf nicht mehr einsteigen.
Die Kreuzfahrtgesellschaften haben gar keine andere Wahl.
Für Illes ist das nachvollziehbar: «Die Kreuzfahrtgesellschaften haben gar keine andere Wahl. Sie müssen alles tun, damit man ihnen nicht vorwerfen kann, dass sie fahrlässig mit der Gefahr umgegangen sind. Es ist zum Teil brutal, was von den Gästen und der Crew abverlangt wird. Aber ich denke, es ist eine absolute Notwendigkeit, dass man diese Massnahmen auch wirklich umsetzt.»
Und wer bereits mit Fieber, Husten oder erhöhter Temperatur anreist, wird ohnehin nicht mehr mitgenommen. Das gilt dann auch gleich für alle Begleitpersonen.
Rendez-vous vom 18.2.2020