Um ärmeren Ländern bei der Bekämpfung von Seuchen zu helfen, hat die Weltbank 2017 erstmals sogenannte Pandemie-Anleihen herausgegeben. Das Prinzip: Anleger geben Geld, kriegen dafür hohe Zinsen – kommt dann eine Pandemie, verlieren sie ihren Einsatz.
Dazu kam es aber noch nie – trotz Pandemien: Nicht einmal beim Ebola-Ausbruch im Kongo 2018 verloren die Anleger ihr Geld. Denn die Auszahlung von Geld an betroffene Länder ist an Bedingungen geknüpft – und diese Bedingungen seien bis jetzt noch nie erfüllt gewesen, sagt Urs Ramseier von Twelve Capital, ein auf Katastrophenbonds spezialisiertes Unternehmen. Denn: «Die Bedingungen sind geknüpft an die Anzahl der betroffenen Länder und dann auch an die Zahl der Toten in diesen Ländern. Das ist eine sehr komplexe Struktur.»
Konkret: Bis Geld aus den Pandemie-Anleihen fliesst, müssen in mindestens acht Entwicklungsländern Opfer beklagt werden; mindestens 2500 Menschen müssen insgesamt gestorben sein. Das sind hohe Hürden.
Die aktuelle Krise mit der Ausbreitung des Corona-Virus in schon zwei Dutzend Ländern macht es nun erstmals wahrscheinlich, dass die Anleger ihren Einsatz verlieren könnten. Die Rückzahlung der Anleihen wäre im Juli fällig. Urs Ramseier weiss, um wie viel Geld es geht: «Das ist eine 320- Millionen-Dollar-Emission, wenn es zum totalen Ausfall kommen würde. Wo genau diese Anleihen überall platziert wurden, wissen wir aber nicht.»
Verzinsung bis über 10 Prozent
Die Pandemie-Anleihen stecken in Katastrophenfonds. Solche Katastrophenfonds kaufen vor allem grosse Anleger wie Anlagefonds und Pensionskassen. Auch Schweizer Pensionskassen? «Ja, das ist anzunehmen. Die Pensionskassen investieren in diese Produkte, in diese Fonds, und dadurch kann es durchaus sein, dass Schweizer Pensionskassen exponiert sind», sagt Urs Ramseier.
Exponiert, weil die Wahrscheinlichkeit, dass der Auszahlungsmechanismus der Pandemie-Anleihen ausgelöst wird – und die Anleger ihr Geld verlieren – mit der Ausbreitung des Corona-Virus ständig grösser wird.
Mitleid mit den Pandemie-Investoren muss man trotzdem nicht haben. Sie haben seit 2017 an diesen Pandemie-Anleihen enorm gut verdient. Die Papiere wurden so hoch verzinst wie sonst nur Ramsch-Anleihen, mit teilweise über 10 Prozent.
Info 3, 16.2.2020, 17 Uhr