- Die Schweiz erlebt aktuell einen heftigen Konkurrenzkampf der Velo-Verleiher.
- So hat beispielsweise die Firma O-Bike aus Singapur Hunderte Velos in Zürich aufgestellt, die man via App mieten kann.
- Weitere Firmen planen ähnliches. Und die Städte Zürich und Bern wollen ein eigenes Netz an Mietvelos aufziehen.
- Dabei ist das Potenzial des Mietvelo-Markts in den Schweizer Städten gar nicht besonders gross, sagt Widar von Arx, Leiter des Kompetenzzentrums Mobilität der Hochschule Luzern.
«Die meisten Schweizer, die Velo fahren, haben ein eigenes Velo», so von Arx. Weiter sei der öffentliche Verkehr sehr gut ausgebaut. «Man muss hier nicht mehrere Verkehrsträger kombinieren, wie das vielleicht in einer grossen Metropole wie in London oder in Shanghai notwendig ist.»
«Auch internationale Investoren sind nicht immer rational»
Dass sich aktuell verschiedenste Anbieter in der Schweiz konkurrenzieren erklärt von Arx damit, dass die Firmen prüfen wollen, «ob sie im Bereich automatisierter Dienstleistungen und der Digitalisierung ein neues Geschäftsmodell etablieren können.» Die Firmen würden im Trial-and-Error-Prinzip (Versuch und Irrtum) testen, was der Markt hergebe.
«Die weltweit tätigen Akteure hoffen wohl, eine Plattform oder eine App wie etwa Uber etablieren zu können», so von Arx. Dank den vielen Nutzerdaten, soll diese an Wert gewinnen, so dass man die Plattform verkaufen kann. «Aber wir haben gesehen, dass auch die internationalen Investoren nicht immer rational sind – auch sie lassen sich von Trends treiben.»
«Die Anbieter unterschätzen die hohen Löhne»
Dass Anbieter wie O-Bike Kundendaten nach China übermittelt, wie der Tagesanzeiger schreibt, bezweifelt von Arx. «Ich bin zwar kein Experte auf dem Gebiet der Nutzerdaten, aber soviel ich weiss, gäbe es dafür einfachere Möglichkeiten.»
So könnte bei Leuten, die ein bestimmtes Gaming-App herunterladen, permanent verfolgt werden, wo sie durchlaufen. Auch wisse Google oder etwa die Swisscom immer, wo sich der Kunde bewegt. «Deshalb würde ich bezweifeln, dass man eine so grosse Investition tätigen muss, um an Bewegungsprofile heranzukommen.»
Ob die Anbieter der Velos schlussendlich Gewinn machen, sei fraglich. «Zwar kann man das IT-System extrem skalieren.» Und die Velos seien billig. «Aber was vielleicht O-Bike unterschätzt, sind die extrem hohen Löhnein der Schweiz.» Der Betrieb sei sehr teuer. Deshalb sagt von Arx: «Ich kann mir fast nicht vorstellen, dass sie Geld machen.»
«Wettbewerb ist positiv»
Für ihn ist deshalb auch klar, dass sich die Zahl der Anbieter reduzieren wird. «Trotzdem glaube ich, dass der Wettbewerb unter den Anbietern positiv für die Städte ist.» Wenn diese in Zukunft Ausschreibungen machen würden, kämen sie zu günstigeren und besseren Angeboten, als noch vor ein paar Jahren. «Die Dynamik hat sicher dazu geführt, dass man intensiver darüber nachdenkt, was möglich sein könnte.»