Soll man sich jetzt Wohneigentum leisten? Und wie wirkt sich die Krise auf Büro- und Geschäfts-Immobilien aus?
«ECO» hat sich in der Branche umgehört und zeigt, wer derzeit besonders betroffen ist.
Wohneigentum: Je günstiger, desto stabiler
Die grössten Preisreduktionen werden im Luxusbereich erwartet. Analysten rechnen mit bis zu 15 Prozent.
Makler Niki Thomet, der Luxus-Immobilien am Zürichsee vermittelt, geht davon aus, dass die Analysten richtig liegen: «In konjunkturell schwachen Zeiten ist weniger Liquidität im Markt.» Bisher könne er aber jede Immobilie vermitteln.
Genauso wie sein Kollege Axel Kühn, der vor allem Stadtwohnungen in Zürich anbietet. Beide Makler sehen aber eine sinkende Nachfrage – um 50 Prozent und mehr.
Im niedrigeren Preissegment in guten Lagen sind die geringsten oder gar keine Korrekturen zu erwarten. Da ist sich die Branche einig.
Dennoch gibt es Anbieter, die bereits jetzt die Preise für Neubauwohnungen reduzieren. Das zeigt das Beispiel der Firma Halter in Neuhausen am Rheinfall.
Geschäftsführer Markus Mettler sagt: «Wenn alle verunsichert sind, haben unsere potenziellen Kunden kein grosses Interesse, zuerst ein mal eine Eigentumswohnung zu kaufen.» Er will durch den Preisnachlass «die Lust an Investitionen wieder wecken».
Büro-Immobilien: Homeoffice lässt Nachfrage einbrechen
Der Druck auf den Wert von Büro-Immobilien wird steigen. Damit rechnen die beiden Banken UBS und Raiffeisen.
Raiffeisen stellt fest, dass unzählige Firmen ihre Homeoffice-Kapazitäten in kürzester Zeit massiv ausgeweitet hätten und die Erfahrung machten, dass dezentrales Arbeiten durchaus positive Aspekte habe.
Das zeigt sich am Beispiel des IT-Unternehmens Adesso. Seit dem Lockdown sind fast alle 300 Mitarbeiter im Homeoffice – eine überraschend positive Erfahrung, sagt Geschäftsführer Hansjörg Süess. Trotz Wachstums seien keine grösseren Büroflächen geplant.
Im Gegenteil: In Zukunft soll Homeoffice öfter möglich sein. Statt 80 Prozent Büropräsenz könnten es künftig nur noch 60 Prozent sein.
Gewerbe und Verkaufsflächen: Viel Unsicherheit
Am Flughafen Zürich sind fast alle der rund 180 Geschäfte seit Mitte März geschlossen. Und obwohl der Umsatz Null ist – und damit auch die umsatzabhängige Miete – schulden sie dem Flughafen eine Minimum-Miete.
Auf diese verzichtet der Flughafen im Moment. Stefan Gross, Leiter Kommerz vom Flughafen Zürich, sagt: «Wir haben jetzt eine ausserordentliche Situation. Aber deswegen stellen wir unsere Beziehungen zu den Partnern nicht grundsätzlich in Frage».
Flugpassagiere werden noch länger fehlen. Stefan Gross ist aber überzeugt, dass die Zahl der Einkäufer nach dem 11. Mai wieder anziehe.
Bei der SBB hat rund die Hälfte der über 1000 Geschäftsmieter geschlossen. Als Sofortmassnahme hat die SBB die Zahlungsfrist der Minimum-Miete von 30 auf 90 Tage erhöht.
Bis Mitte Mai soll es für alle eine tragfähige Lösung geben. Mediensprecher Reto Schärli sagt: «In die Details können wir noch nicht gehen. Weil die Beschlüsse noch nicht gefällt wurden. Aber selbstverständlich liegt uns daran, die Mieterinnen und Mieter zu halten».
Was passiert, wenn ein Mieter nach 90 Tagen noch immer nicht zahlen kann? Die Frage könne man heute noch nicht beantworten.