SRF News: Neben dem Aussenhandel sind auch die Konsumausgaben des Staates gewachsen. Was steckt dahinter?
Simon Jäggi (Seco): Dafür sind vor allem zwei Faktoren verantwortlich: Einerseits hat die Beschäftigung im Bildungs- und Unterrichtswesen stark zugenommen, andererseits sind die Budgetzahlen der Kantone sowie der Sozialversicherungen gewachsen. Das heisst, sie geben mehr Geld aus.
Beim Aussenhandel glänzt vor allem die Pharmabranche. Die Maschinen- und Apparatenindustrie dagegen scheint nicht so gut zu laufen...
Die Maschinen- und Metallindustrie (MEM) scheint inzwischen immerhin den Boden gefunden zu haben. Das heisst, wir beobachten keinen weiteren Einbruch, es ist nun eine Stagnation feststellbar. Wir interpretieren diese Zahlen so, dass sich die Erholung der Schweizer Wirtschaft gefestigt hat und der Frankenschock vom Januar 2015 tatsächlich am Abklingen ist. Wir hoffen nun, dass wir auch in diesem Bereich bald wieder auf einen Wachstumspfad zurückkehren werden.
Europa und die USA kämpfen mit einem schwachen Wachstum. Wie sehr beeinflusst dies die Exportmöglichkeiten der Schweizer Unternehmen?
Tatsächlich ist das Wirtschaftswachstum in vielen Ländern derzeit nicht überragend. Trotzdem hoffen wir, dass es in den nächsten Jahren wieder anzieht. Sorgen bereitet uns dies zurzeit aber keine.
Die Erholung sollte sich in nächster Zeit weiter verfestigen.
Die Quartalszahlen zeigen, dass der Konsum in der Schweiz – im Gegensatz zu den vergangenen Quartalen – jetzt stagniert. Ist das besorgniserregend?
Nein, das kann man aufgrund der Zahlen nur eines Quartals nicht sagen, insbesondere, weil das Wachstum des Konsums im ersten Quartal des Jahres überdurchschnittlich hoch war. Deshalb sehen die Zahlen für das erste Halbjahr – also die beiden ersten Quartale 2016 – auch relativ gut aus. Zudem rechnen wir nicht damit, dass sich der inländische Konsum weiter abschwächen wird.
Das Gastgewerbe konnte im zweiten Quartal nach längerer Zeit wieder etwas zulegen. Wieso die Aufhellung in diesem Bereich?
Die Zunahme ist nicht saisonal bedingt, die Sommersaison ist noch nicht in den BIP-Zahlen des zweiten Quartals enthalten. Das Gastgewerbe hatte mit dem Frankenschock einen starken Einbruch erlitten und nun während mehrerer Quartale rückläufige Umsätze erleiden müssen. Jetzt scheint es so, dass auch das Gastgewerbe den Boden gefunden hat.
Nach den überraschen guten Zahlen des zweiten Quartals: Was erwartet uns im zweiten Halbjahr 2016?
Wir rechnen weiterhin mit einem positiven Wachstum, die Erholung sollte sich weiter verfestigen und der Frankenschock bald ausgestanden sein. Wir erwarten eine breite Abstützung des Wirtschaftswachstums im zweiten Semester 2016. Allerdings ist es derzeit zu früh, unsere Prognose, die fürs laufende Jahr, die eine Zunahme des BIP von 1,4 Prozent vorsieht, zu revidieren. Zurzeit scheinen wir mit unseren Erwartungen nicht schlecht zu liegen.
Das Gespräch führte Eveline Kobler.