Die Krise beim Autobauer VW hat nun auch personelle Konsequenzen bei den Töchtern Porsche und Audi. Wie die Deutsche Presseagentur unter Berufung auf Konzernkreise berichtet, müssen sowohl Audi-Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg als auch Porsche-Vorstand Wolfgang Hatz ihren Hut nehmen. Bereits am Mittwoch war Konzernchef Martin Winterkorn zurückgetreten.
Die beiden offenbar geschassten Top-Manager der VW-Töchter Audi und Porsche waren viele Jahre für VW tätig, Hackenberg als Entwicklungschef und Hatz als oberster Motorenentwickler. Der Einbau der verbotenen Software soll in ihre Amtszeit fallen.
BMW dementiert Manipulation
Auch andere deutsche Autobauer stehen plötzlich im Fokus. Es steht die Frage im Raum, ob auch sie bei der Abgasmessung getrickst haben könnten. BMW, Daimler, Ford, Opel und Fiat betonten, sich an alle gültigen Vorgaben gehalten zu haben.
BMW hat bereits reagiert und einen Bericht über angebliche Manipulationen von Werten bei Abgastests zurückgewiesen. «Grundsätzlich gilt: Bei der BMW Group wird nicht manipuliert, und wir halten uns selbstverständlich in jedem Land an die gesetzlichen Vorgaben und erfüllen alle lokalen Testvorgaben», erklärte das Unternehmen in München. «Das heisst: Bei unseren Fahrzeugen wird in der Abgasbehandlung nicht zwischen Rollen- und Strassenbetrieb unterschieden.»
Europäische Autos betroffen
Berichten zufolge rollt auf VW in den USA und in Kanada eine Flut von Sammelklagen zu. Nach ersten Gesprächen der Untersuchungskommission des deutschen Bundesverkehrsministeriums teilte Minister Alexander Dobrindt (CSU) mit, dass auch in Europa VW-Dieselmotoren manipulierte Abgaswerte aufweisen. Die Grünen fordern von Dobrindt eine Überprüfung auch anderer Autobauer.
Die EU-Kommission fordert vollständige Aufklärung von den nationalen Behörden. Diese sollten herausfinden, wie viele Autos mit manipulativer Software ausgestattet wurden.
Grossbritannien und Italien reagieren
Grossbritannien kündigte an, die Autos von VW erneut zu testen. «Wo es nötig sei», würden Tests im Labor wiederholt und die Ergebnisse mit tatsächlichen Emissionen verglichen, sagte Verkehrsminister Patrick McLoughlin am Donnerstag in London.
Die italienischen Behörden suchen auch in Fahrzeugen anderer Marken nach entsprechender Emissions-Software. Verkehrsminister Graziano Delrio erklärte, 1000 landesweit verkaufte Fahrzeuge sollten überprüft werden. Während sich der Skandal im weiter ausbreitet arbeitet Wolfsburg unterdessen schon an der Zukunft.
Neuer VW-Chef schon gefunden?
Intern soll die Nachfolge für Winterkorn geklärt sein. Einem Insider zufolge soll Porsche-Chef Matthias Müller der neue Konzernchef von Volkswagen werden. Der 62-Jährige habe eine Mehrheit im Aufsichtsrat, sagte eine mit den Beratungen vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters.
Müller soll offiziell auf der Aufsichtsratssitzung am Freitag präsentiert werden. Das berichtete auch das «Handelsblatt» vorab. Müller soll die Aufklärung des Abgas-Skandals vorantreiben und das verloren gegangene Vertrauen für Volkswagen zurückgewinnen. Volkswagen wollte sich zu der Winterkorn-Nachfolge nicht äussern.