Andreas Burgener ist Geschäftsführer von auto-schweiz, dem Verband der Importeure. Von Haus aus ist er Auto-Ingenieur. Für ihn ist die Existenz dieses Programms ganz normal. Denn, wie aus Burgeners Ausführungen hervorgeht: Alle Autos verfügen über ein Programm, das dem Motor anzeigt, wenn sich das Fahrzeug auf dem Prüfstand befindet.
Nur so können jene Komponenten ausgeschaltet werden, die bei der Motorfahrzeugprüfung stören würden. Heisst das also, dass möglicherweise nicht nur VW seine Software so ausgestaltet, dass sie Abgaswerte schönt? «Ich gehe von der Unschuldsvermutung aus. Alles andere wäre ein gefährliches Spiel, wie das aktuelle Exempel aufzeigt.»
Ich gehe von der Unschuldsvermutung aus.
Etwas anders sehen das die Umweltschutzverbände. Kurt Egli erstellt seit Jahren für den VCS die Auto-Umweltliste. Er vergleicht dabei die Abgaswerte, welche die Autohersteller angeben mit dem tatsächlichen Ausstoss. Die Vorkommnisse bei VW überraschen ihn nicht. «Es ist ein grosses Problem bei den Abgaswerten: Was wird getestet und was passiert dann in der Realität?»
Untersuchungen, so Egli, hätten gezeigt, dass bei Dieselfahrzeugen der Ausstoss des Umweltgiftes Stickoxyd um bis zu 30 Mal höher liegen kann, als dies die Hersteller angeben. Zurückzuführen ist das auf die Laborbedingungen, unter denen die Hersteller die Abgaswerte messen. Diese Standard-Tests haben mit dem realen Verhalten von Autofahrern und damit dem Abgasausstoss wenig zu tun.
Was wir in den USA gesehen haben, ist nur die Spitze des Eisberges.
Das gibt auch auto-schweiz-Chef Burgener zu: «Man kann sich in der Tat darüber unterhalten, wie die Realität da abgebildet wird». Die Autoindustrie ist deshalb daran, einen Test zu entwickeln, der für alle Fahrzeuge gilt, egal ob sie aus amerikanischer, europäischer oder japanischer Produktion kommen. Das soll die Vergleichbarkeit verbessern.
Die Abgas-Manipulation verhindere das aber nicht, sagt Kurt Egli: «In Europa sind die Gesetze nicht ganz so streng. Also kann man mit Ausnützung von Gesetzeslücken versuchen, Geld zu sparen. In den USA ist die Gesetzgebung strenger, was vielleicht auch der Grund war, weshalb VW so vorgegangen ist.»
Die lange Erfahrung von Kurt Egli sagt ihm eines: «Was wir in den USA gesehen haben, ist nur die Spitze des Eisberges.» Ob das wirklich stimmt, wird sich weisen. Die US-Umweltbehörde jedenfalls will es genauer wissen. Sie hat angeordnet, Diesel-Fahrzeuge auch von andern Herstellern unter die Lupe zu nehmen. Welche Autobauer betroffen sind, gibt sie nicht bekannt.