Wer als Treuhänder von über 30 Milliarden Volksvermögen agiert, trägt grosse Verantwortung. So viel Geld liegt im AHV-Fonds, einem der grössten institutionellen Anleger des Landes. Das Geld gehört allen Versicherten, die AHV-Beitrage geleistet haben. Doch es könnte mehr sein. Einiges mehr.
Vier Milliarden nicht erzielt
Im Geschäftsbericht veröffentlicht der AHV-Fonds die Gesamtrendite, aber ohne eine Vergleichsgrösse, mittels derer man die Anlage-Leistung messen könnte. «ECO» hat darum den gängigen Pensionskassen-Index BVG-25 herangezogen und kommt zum Schluss, dass der AHV-Fonds zwischen 1999 und Ende 2013 – den letzten verfügbaren Zahlen – rund 4 Milliarden Franken Rendite nicht erzielt hat.
Der AHV-Fonds darf seit 1997 in Schweizer Aktien investieren – zuvor waren ihm nur Schweizer Obligationen erlaubt – und seit 2000 auch in ausländische Wertpapiere.
Der seit 2008 amtierende Präsident des Verwaltungsrates des AHV-Fonds, der Banker Marco Netzer, argumentiert, dass der Fonds im Gegensatz zu Pensionskassen einen hohen Anteil an Barmitteln halten müsse und darum praktisch in keine Direktimmobilien (Liegenschaften), Private-Equity- und Hedge-Fund-Anlagen investieren könne. Zudem sei das Anlage-Universum zwischen 1999 und 2009 kontinuierlich erweitert worden, so dass ein Langzeitvergleich mit Vergleichsindizes keinen Sinn ergebe.
Schwaches Risiko-/Rendite-Verhältnis
Doch auch in einer kürzeren Betrachtung fällt der AHV-Fonds im Vergleich zu anderen institutionellen Investoren zurück. «ECO» liegt eine Untersuchung vor, die zwischen 2008 und 2013 den Anteil risikoreicher Anlagen wie Aktien am Gesamtvermögen und die erzielte kumulierte Rendite von über 40 institutionellen Investoren eruiert hat, darunter zum Beispiel auch der Unfallversicherer SUVA. Befund: Der AHV-Fonds holt im Vergleich zum Risiko, das er eingeht, unterdurchschnittlich wenig Rendite.
Die Untersuchung stammt von der Pensionskassen-Beratungsfirma ppcmetrics, die seit Herbst 2013 ein Mandat als externe Kontrollerin des AHV-Fonds ausübt. Marco Netzer schreibt: «Uns liegt eine Studie des Pensionskassenverbandes ASIP vor, wonach wir uns zwischen 2008 und 2013 betreffend Risiko-Rendite in der Mitte eines Universums von 57 Pensionskassen befinden.»
Wenig glücklich – gelinde ausgedrückt – agierten die Verantwortlichen auch mit den 7 Milliarden Franken, die der AHV-Fonds 2007 aus dem Verkauf des Goldes der Nationalbank erhalten hatte. Bis Ende 2013 erzielten sie knapp 50 Millionen Franken Ertrag. Das sind 0,7 Prozent. Damit wurde nicht einmal die Teuerung kompensiert.
Parlament aussen vor
Bleibt die Frage: Wer kontrolliert eigentlich den AHV-Fonds? Der Fonds selber ist eine selbständige, von der Verwaltung ausgelagerte Anstalt des Bundes. Der dreizehnköpfige, mit viel Entscheidungsbefugnis ausgestattete Verwaltungsrat rapportiert direkt an den Bundesrat. Dieser ist aber nicht verpflichtet, das Parlament regelmässig über die Tätigkeit des Fonds zu informieren, wie das beispielsweise bei SBB und Swisscom der Fall ist.
Andreas Stöckli, Assistenzprofessor an der juristischen Fakultät der Universität Basel und Spezialist für öffentliches Recht, erstaunt das: «Die Kontrolle des Parlaments über ausgelagerte Verwaltungseinheiten hat man vor Kurzem verändert und dieses System auf eine gute Grundlage gestellt. Aber offenbar ging der Fonds ein wenig vergessen.»