SRF News: Haben die USA-Pläne der Axpo Sie überrascht?
Die Axpo sucht seit einiger Zeit nach neuen Geschäftsfeldern. Denn die alte Strategie mit Grosskraftwerken in der Schweiz Strom zu produzieren, verlangt absehbar nach neuen Lösungen. Aufgrund der politischen Entscheidungen wird die Axpo sich mittelfristig von ihren Kernkraftwerken trennen müssen. Und da sucht nach eben nach neuen Geschäftsfeldern. Innerhalb Europas. Man investiert beispielsweise in die Windenergie in den Nachbarländern der Schweiz. Jetzt strebt Axpo einen weiteren grossen Schritt an, indem man über den Atlantik in die USA geht.
Was kann die Axpo auf dem amerikanischen Markt konkret anbieten, was es vielleicht noch nicht gibt?
Im besten Fall kann Axpo von Erfahrungen profitieren, die sie etwa in Spanien gemacht hat. Dort bietet man Anbietern von erneuerbaren Energien komplementäre Stromlieferungen an für die Zeit, in der die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht weht. Ein solches – fast schon Versicherungsprodukt – könnte man auch für die Betreiber in den USA anbieten. Weiter könnte man vom Handel zwischen Gas- und Strommärkten profitieren, in beiden Bereichen ist die Axpo schliesslich tätig.
Passt die Axpo auf den amerikanischen Markt?
Das ist eine gute Frage. Die USA sind doch relativ weit weg. Man kennt das von anderen Stromversorgern in Europa. Beispielsweise musste auch die deutsche E.on bei ihrer Expansion feststellen, dass es ein anderes Marktumfeld ist – kulturell, wirtschaftlich und juristisch. Letztere Erfahrung haben auch viele Schweizer Banken gemacht: Wenn man in den USA erfolgreich sein will, braucht man gute Juristen. Es ist ein Markt mit Chancen, aber auch Risiken.
An welche Risiken denken Sie?
Erstens: Stromhandel ist ein volatiles Geschäft. In manchen Jahren kann man gutes Geld verdienen, in anderen weniger. Diese Erfahrungen machte auch die Axpo. Wenn man einen langen Atem hat, kann man die guten und die schlechten Jahre ausgleichen. Zweitens, und schwieriger zu managen, sind die politischen Risiken: Die St. Galler Bank Wegelin etwa, die älteste Privatbank der Schweiz, hat diese in den USA falsch eingeschätzt. Da war man offensichtlich bei der Expansion ein wenig zu optimistisch, ja blauäugig. Ich hoffe, dass die Axpo hier besser vorbereitet ist.
Die anderen grossen Energiekonzerne in der Schweiz, beispielsweise die BKW oder die Alpic, verfolgen keine Strategie in den USA. Was ist davon zu halten, dass Axpo in die USA expandiert – andere nicht?
Das hat zwei Aspekte. Zweifellos ist es näherliegend, zunächst in den Nachbarländern aktiv zu werden – das machen alle drei, indem sie etwa in Frankreich und Deutschland in Wind- oder Solarenergie-Projekte investieren. Der zweite Punkt ist, dass wir eine starke Dezentralisierung im Energiemarkt feststellen: Vieles geschieht nahe beim Kunden, im Gebäude – beispielsweise Solaranlagen auf Hausdächern. In diesen Gebieten investieren BWK und Alpiq stark. Aber dieser Weg steht der Axpo nicht offen, weil sie mit ihren Kantonswerken – denen sie ja eigentlich gehört – den Wettbewerb im eigenen Haus hat. Das führt dazu, dass sich die Axpo nach anderen Möglichkeiten umschaut und international diversifiziert.
Das Gespräch führte Daniel Eisner.