Einkaufszentrum mit Gondel
«Wäre es möglich, den Boden der Gondel mit einem flauschigen Teppich auszustatten? Und haben die Sessel Massage-Funktion?» Iranische Innenarchitekten haben andere Ansprüche an Seilbahnen. Und die Gondel-Decke, sie solle aus Stoff bestehen, in den Kristalle als Sterne eingelegt seien. Beim Geschäftstermin erfährt Thomas Spiegelberg, Vize-Präsident des Flumser Seilbahnbauers Bartholet Maschinenbau, was es heisst, im iranischen Ferienort Kisch eine Anlage zu errichten.
Kosten: bis 8 Mio. Franken
Korallenriffe, Luxushotels, Freihandelszone – die Insel im Persischen Golf ist ein beliebtes Ferienziel. Gleichwohl herrscht dort ein absolutes Alkoholverbot, und Frauen und Männer baden an getrennten Stränden.
In Kisch entsteht derzeit die «Mica Mall», ein Einkaufszentrum, von Dubai finanziert, in dessen Hallen einst Schweizer Seilbahnen führen sollen. Zwischen sieben und acht Millionen Franken wird die Anlage die Investoren kosten.
Wirtschaftsminister plant Iran-Reise
Gerade erst haben EU, USA und UN die Sanktionen gegen den Iran aufgehoben. Für Schweizer Firmen öffnet sich ein Markt mit 80 Millionen Einwohnern. Eine Schweizer Handelsdelegation hatte bereits im April 2015 die Lage sondiert. Ende Februar plant Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann eine Reise nach Teheran.
Vor allem Unternehmen im Infrastruktur-Bereich sowie der Pharma- und MedizinaI-Industrie wird grosses Potenzial prophezeit. Schweizer Banken hingegen üben sich noch in Zurückhaltung. Zu tief sässen die schlechten Erfahrungen mit den USA, sagt Philippe Welti, Präsident der Wirtschaftskammer Schweiz, am 17. Januar im «Echo der Zeit».
«Wenn wir nicht liefern, tut es jemand anderes»
Auf Kisch sind die Zeichen des Aufbruchs nicht zu übersehen: Baustelle reiht sich an Baustelle. Thomas Spiegelberg hofft, mit diesem Auftrag ein Fundament gegossen zu haben im Geschäft mit dem Iran. Dass die Machthaber immer noch eine rückwärtsgewandte Politik betreiben (s. Box), will Spiegelberg nicht als Problem gelten lassen. Zwar mache er sich «als Privatperson» Gedanken, «auf der anderen Seite hat unser Produkt nichts mit dieser Maschinerie zu tun. Es geht hier um eine Freizeit-Anlage. Unter diesem Aspekt müssen wir uns keine Vorwürfe machen. Und wenn wir nicht liefern, tut es jemand anderes.»
In etwas mehr als einem Jahr plant Thomas Spiegelberg die Eröffnung seiner Anlage. Seilbahnen waren nie vom Embargo gegen den Iran betroffen. Anders hatte der Bundesrat im Fall Nordkoreas entschieden. 2013 hatte die Firma Bartholet kurz vor der Auslieferung einer Seilbahn gestanden. Wie Roland Bartholet im St. Galler Tagblatt sagte, habe man sich bewusst beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) versichert, dass eine Lieferung möglich sei. Dann folgte der Entscheid des Bundesrats: Eine Seilbahn sei ein Luxusgut, das geplante Skiresort als «Prestige- und Propagandaprojekt des Regimes» – und der 7-Millionen-Deal für Bartholet deshalb nicht möglich.