Im Handelsraum der Raiffeisen-Bank in Zürich arbeiten Michael Paprotta und Romi Sägesser. Auf ihren Schreibtischen stehen sechs Bildschirme. Devisen-, Aktien-, Edelmetall- und Obligationenkurse blinken grün oder rot auf. Laut Sägesser herrscht eine gewisse Nervosität, vor allem seit Umfragen zeigen, dass ein EU-Austritt Grossbritanniens tatsächlich kommen könnte. «Wir sind fokussiert und angespannt.» Je ungewisser der Ausgang sei, desto angespannter werde die Situation.
Auch für den langjährigen Händler Paprotta sind derzeit viele Fragen offen. «Wir wissen nicht, was passieren wird.» Die Banken hätten so oder so Massnahmen getroffen. Sie würden ihre Risikopositionen reduzieren, «um nicht sehr viel Geld zu verlieren». Das heisst, sie investieren weniger ins Britische Pfund, dafür mehr in sichere Währungen wie den Franken oder den Yen. Auch Gold und Schweizer Obligationen sind im Kurshoch.
Unsicherheit bei Brexit
Weil das alle grossen Anleger so machen, beben derzeit die Finanzmärkte. Paprotta erwartet für den nächsten Freitagmorgen, wenn das Abstimmungsergebnis feststeht, «heftige Bewegungen». «Wenn der Brexit angenommen wird, wird die Unsicherheit zunehmen.» Aber auch wenn die Briten in der EU bleiben, werden die Märkte laut Paprotta reagieren und die Kursrutsche der vergangenen Wochen wieder korrigieren.
Entsprechend bereite man sich auf einen hektischen Tag vor. Man habe zwar kein zusätzliches Personal im Einsatz, sei aber gerüstet für einen möglichen Kundenansturm, sagt Paprotta. Danach ist für Sägesser Durchatmen angesagt: «Ich bin froh, wenn das vorüber ist.» Er wolle rasch wieder zum Courant normal zurückkehren und im üblichen Tagesgeschäft weiterarbeiten. «Unsicherheit ist Gift für die Märkte.»