Seit der Jahrtausendwende erlebt die Wirtschaft Afrikas einen markanten Aufschwung, der Kontinent gehört zu den am schnellsten wachsenden Wirtschaftsregionen der Welt.
Für Elisio Macamo, Professor am Zentrum für Afrikastudien der Universität Basel, ist dies in erster Linie der gestiegenen Nachfrage aufstrebender Länder – wie Brasilien, Indien und China – nach Rohstoffen zu verdanken: «Der Ressourcen-Hunger Chinas ist entscheidend», sagt der Soziologe aus Mozambique. Mit seinen riesigen Investitionen habe China «dem afrikanischen Kontinent Hoffnung gegeben».
Intransparente Deals mit afrikanischen Machthabern und teils schlechte Arbeitsbedingungen seien zwar Schattenseiten des Engagements, unter dem Strich sei es aber eindeutig ein Segen.
Kritische Stimmen sehen in Chinas Engagement eine Art Neo-Kolonialismus eines autoritären Regimes, das Menschenrechte ignoriere. «Das hindert Frankreich, Deutschland oder die Schweiz nicht daran, Geschäfte mit China zu machen», entgegnet Macamo.
In der Vergangenheit seien mehrere korrupte Regimes in Afrika von europäischen Ländern und den Vereinigten Staaten gestützt worden – etwa jenes im Kongo, wo Mobutu von 1965 bis 1997 herrschte. Insofern «haben westliche Gesellschaften kein Copyright auf die Achtung von Menschenrechten».
Einkommen sehr ungerecht verteilt
Im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs wächst in vielen der 54 Volkswirtschaften Afrikas zwar eine Mittelschicht heran. Von den ausländischen Investitionen profitieren die Bewohner jedoch ganz unterschiedlich.
Im Senegal etwa verdienen die ärmsten zehn Prozent nur 2,5 Prozent des gesamten Einkommens, den reichsten zehn Prozent dagegen fliessen 30 Prozent zu. Noch ungerechter ist die Verteilung gemäss dem African Progress Report in Ghana: 2 Prozent für die Ärmsten, 33 Prozent für die Reichsten. Und in Südafrika kommt den ärmsten zehn Prozent nur rund ein Prozent des gesamten Einkommens zu, den reichsten dagegen über die Hälfte.
«Wir sind nicht am Ende des Prozesses, also können wir heute auch nicht sagen, dass am Schluss nur wenige profitieren», ermahnt Elisio Macamo jene, die in der ungerechten Verteilung Indizien für einen nicht nachhaltigen Aufschwung sehen. Auch in Europa seien die Einkommen vor 70 oder 80 Jahren viel ungerechter verteilt gewesen als heute.
Damit künftig eine breitere Schicht vom Aufschwung profitiert, müsse die Bevölkerung von den Regierungen mehr Umverteilung verlangen, fordert Macamo – und das geschieht in seinen Augen zunehmend: «Das gesellschaftliche Bewusstsein für richtiges Regierungshandeln ist enorm gewachsen in den letzten Jahren». Es sei heute nicht mehr so, dass Regierungen einfach Entscheide treffen könnten, ohne sie vor der Bevölkerung vertreten zu müssen.