«Der Iran will seine alte Stellung im Ölmarkt zurückerobern», bekräftigte der Stabschef des iranischen Präsidenten, Mohammad Nahavandian beim Weltwirtschaftsforum in Davos. Erwartet wird, dass das Land mit den drittgrössten Ölreserven der Welt mindestens 500‘000 Fass Öl zusätzlich verkaufen könnte. An den Märkten löste das Schockwellen aus.
Kurzfristig sorgen sich die Investoren vor einem Überangebot auf dem ohnehin schwachen Markt, sagt Majid Jafar, der Chef des Ölkonzerns Crescent Petroleum. Auch die Internationale Energieagentur hatte diese Woche gewarnt, dass 2016 eine Million Fass Öl zu viel produziert werden könnten und zwar pro Tag. Die Nachfrage hinkt stark hinterher, weil die Weltwirtschaft schwächelt und vor allem China viel weniger Öl verbraucht als in Zeiten des Booms.
Wie entwickelt sich die Nachfrage?
Paradoxerweise fördern die Produzenten trotzdem nicht weniger Öl als vorher, sondern sogar mehr. Der Grund sind Machtkämpfe zwischen dem Ölkartell Opec und den neuen Schieferölproduzenten in den USA. Keiner will klein beigeben.
Auf lange Sicht sei es für den Ölpreis daher nicht entscheidend, was der Iran mache, sondern wie dieser Machtkampf ausgehe, sagt Unternehmer Majid Jafar. Und noch wichtiger sei die langfristige Perspektive, nämlich, wie sich die Nachfrage entwickelt. Notabene in China, dem grössten Ölkonsumenten weltweit.
Zustimmung bekommt der Unternehmer von Nariman Behravesh, dem Chefökonomen des globalen Finanzdienstleisters IHS. «Wenn China ein paar Jahre lang nur langsam wächst, dann bleiben auch die Rohstoff- und Ölpreise auf lange Sicht sehr tief, sagt Behravesh. Das wären schlechte Nachrichten für alle Rohstoff-Produzenten und Öl-Exporteure.
Die sind schon jetzt in der Krise. Auf den dramatischen Ölpreisverfall der letzten 18 Monate hat die Industrie mit drastischen Kostensenkungen reagiert. Tausende Jobs sind verloren gegangen, die Gewinne sind eingebrochen. Ein Ende der Krise ist noch nicht in Sicht. Entsprechend angespannt ist auch die Stimmung in Davos.