China und Griechenland haben sich darauf geeinigt, ihre Wirtschaftsbeziehungen auszubauen. Der chinesische Regierungschef Li Keqiang konnte in Athen Verträge und Abkommen in der Höhe von 4,7 Milliarden Euro abschliessen.
Das Tor Chinas nach Europa
Die beiden Länder beschlossen Kooperationen in den Bereichen Energie, Handel, Handelsschifffahrt, Landwirtschaft und Tourismus. «Jetzt müssen wir diese Abkommen in die Tat umsetzen», sagte Li zu seinem Amtskollegen Antonis Samaras.
Laut Samaras will Griechenland das Tor Chinas nach Europa werden. Die Kooperation mit Peking sei von strategischer Bedeutung. Noch grössere Abkommen würden folgen, sagte er. China werde auch Staatsanleihen kaufen.
Während europäische Investitionen nur zaghaft fliessen, engagiert sich China im grossen Stil. Doch was macht Griechenland für die Chinesen so attraktiv? «Das hat sachliche und rationale Gründe», sagt Gerd Höhler. Er ist Wirtschaftsjournalist in Athen.
Einer sei die ideale geografische Lage Griechenlands für die Warenströme, die aus Asien durch den Suezkanal ins östliche Mittelmeer kommen. «Dort ist Piräus der erste und beste Anlaufpunkt», erklärt der Journalist.
Piräus in chinesischer Hand
Der chinesische Transportkonzernriese Cosco hat bereits im Jahr 2008 grosse Teile des Frachthafens von Piräus gepachtet. Cosco wickelt auf Grundlage dieses Vertrages inzwischen etwa 70 Prozent seines Frachtumschlags dort ab.
«Seit 2012 hat sich der Containerumschlag in Piräus mehr als verdoppelt», weiss Höhler. Zahlreiche chinesische Unternehmen wie die Elektronikfirmen Huawei und ZTE benutzen Piräus als Drehscheibe für ihre Transporte nach Ost- und Südosteuropa.
Die Chinesen wollen nun zwei Drittel des Frachthafens kaufen. Die geplanten Investitionen in Piräus belaufen sich für die nächsten Jahre auf 3,5 Milliarden Euro.
«Eine Win-win-Situation»
Ein weiterer Kooperationsbereich sind die griechischen Reedereien. «Sie betreiben die grösste Handelsflotte der Welt», erklärt Höhler. Sie lassen eine Vielzahl ihrer Schiffe in China bauen und übernehmen einen Grossteil der chinesischen Transporte.
Die Reeder erhalten dafür Kredite in Milliardenhöhe. «Das ist eine Win-win-Situation», sagt der Wirtschaftsjournalist. 60 Prozent der chinesischen Rohöleinfuhren und 50 Prozent der Warenausfuhren Chinas werden mit griechischen Schiffen transportiert.
Peking zeigt zudem Interesse an einem seit Jahren geplanten privaten Grossflughafen auf Kreta. Am Samstag wird Li mit Samaras die Insel besuchen und sich über den Stand des Projekts informieren. Der Bau soll 800 Millionen Euro kosten.
Interesse an Athener Flughafen
«Ebenfalls interessiert ist China an der bevorstehenden Privatisierung des Athener Flughafens», fährt Höhler fort. Ein Konsortium aus chinesischen Investoren möchte Anteile daran erwerben und schmiedet schon ehrgeizige Pläne.
«Athen soll zum Drehkreuz für die Ströme chinesischer und anderer asiatischer Urlauber nach Europa ausgebaut werden.» Die Passagierzahlen sollen in den kommenden Jahren von zwölf auf 50 Millionen gesteigert werden.