Die Schweiz ist ein Volk von hellen Köpfen und kreativen Geistern. Zumindest wenn man sich an die Patentanmeldungen beim Europäischen Patentamt (EPA) hält: 7088 Patente aus der Schweiz wurden im vergangenen Jahr dort angemeldet. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies eine Steigerung von 2,6 Prozent.
Absolute Spitze bei Pro-Kopf-Erfindungen
Die Anmeldungen stiegen damit zum zweiten Mal in Folge und erreichen einen neuen Höchststand. In absoluten Zahlen gesehen belegt die Schweiz im Ranking Platz 6 hinter bevölkerungsreicheren Ländern wie den USA, Deutschland oder Japan.
Doch es kommt noch besser: Rechnet man die Anzahl angemeldeter Patente auf die Anzahl Einwohner um, steht die Schweiz unangefochten an der Spitze. Pro Million Einwohner wurden aus der Schweiz im letzten Jahr 873 Patente angemeldet (Vorjahr 848); aus Deutschland 307, aus Japan 169 und aus den USA 133. Der Durchschnittswert der 28 Mitglieder der EU lag bei 132 Anmeldungen pro Million Einwohner.
Mit Abstand am meisten Patente pro Einwohner
Roche vor ABB und Nestlé
So weit, so erfinderisch. Doch geht es nach Ruth Stauber, Vize-Präsidentin beim Erfinderverband der Schweiz, müsste man hierzulande viel mehr Erfindungen aufweisen. Meistens kämen die Patentanmeldungen von Grosskonzernen aus der Chemie- oder Technikbranche. Einzelerfinder hingegen gebe es weniger. Mit 644 Anmeldungen ist denn auch der Pharma-Riese Roche der gewichtigste Patentanmelder. Der Basler Konzern verdrängt damit ABB von der mehrjährigen Spitzenposition auf Platz 2 vor Nestlé und Novartis.
Schulen und KMU gefordert
Aber auch für kleinere Unternehmen sei Innovation von grosser Wichtigkeit, sagt Stauber. Doch der Weg hin zur Anmeldung einer findigen Idee ist lang und steinig: «Man muss den Markt für die Idee sondieren, eine Kostenkalkulation durchführen und Prototypen bauen.» Dies alles brauche ein gewisses Durchsetzungsvermögen. Und daran fehle es vielen Schweizer Erfindern. Oftmals sei den Kreativköpfen auch gar nicht bewusst, was es alles für eine Patentanmeldung brauche.
Stauber nimmt aber auch die Schulen in die Pflicht: «In den Schulen hört man nicht viel zum Thema Erfindungen.» In Deutschland hingegen gebe es so genannte Erfinderschulen und auch Kinder, die schon Erfindungen anmelden würden.
An den Schweizer Hochschulen werde zwar emsig geforscht und erfunden, doch bei den Handwerkern sei noch Potenzial vorhanden. Hier müssten die Betriebe ihre Mitarbeiter vermehrt dazu auffordern, Ideen einzubringen und auch patentieren zu lassen. Gelingt dies, könnte die Schweiz im Erfinder-Ranking wohl noch weiter Boden gut machen.