Die Schweiz bleibt der verschwiegenste Finanzplatz weltweit. Zu diesem Schluss kommt das Netzwerk Steuergerechtigkeit (Tax Justice Network, TJN) in seinem Schattenfinanzindex.
In der Studie heisst es, die Schweiz verfolge eine Zebrastrategie: Von reichen und mächtigen Ländern nehme sie Weissgeld an, aus «verwundbaren» Entwicklungsländern aber auch Schwarzgeld. Entsprechend hätten die Schweizer Banken ihren Fokus weg von OECD-Ländern verlagert und ihre Marktanteile in Entwicklungsländern ausgebaut.
Die Schweiz als «Nachzügler»
Weiter heisst es, die Schweiz habe in den vergangenen Jahren zwar Zugeständnisse machen müssen. Im Vergleich zu anderen grossen Finanzplätzen wie Luxemburg bleibe das Land aber ein Nachzügler. So beginne die Schweiz erst 2018, den globalen automatischen Informationsaustausch der OECD umzusetzen.
Die Schweiz führt den Schattenfinanindex des TJN nach 2011 und 2013 erneut an. Allerdings gibt es auch eine versteckte Nummer eins: Grossbritannien. Das Land unterhalte ein Netzwerk von Steueroasen auf der ganzen Welt, schreiben die Verfasser. Auf Inseln wie Bermuda oder Jersey würden Trusts und Briefkastenfirmen viele Billionen Dollar verwalten. Diese Gebiete eingerechnet, wäre Grossbritannien der Spitzenplatz garantiert.
Finanzsystem bleibt Transparenz-Wüste
Das TJN anerkennt, dass die internationale Staatengemeinschaft in den vergangenen Jahren auf politischen Druck hin erste Schritte zu mehr Transparenz gemacht habe. Das globale Finanzsystem selbst bleibe aber in weiten Teilen eine Transparenz-Wüste.
Hinter der Schweiz landete Hong Kong auf Platz zwei. Die Kontrolle Chinas ermögliche es der früheren britischen Kronkolonie, sich weitgehend von globalen Transparenzinitiativen abzuschirmen. Vom sechsten auf den dritten Rang verschlechtert hat sich die USA. Das Land sei zwar ein Vorreiter, wenn es darum gehe, seine eigenen Interessen gegenüber ausländischen Steueroasen durchzusetzen, kritisiert das TJN. Im Gegenzug übermittle die USA nur wenige Informationen an andere Länder.