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Wirtschaft «Die Schweizer Wirtschaft kommt mit einem blauen Auge davon»

In Europa zieht das Wirtschaftswachstum langsam wieder an. Auch die Schweiz entgeht 2015 einer Rezession. Das heisse aber nicht, dass das Schlimmste vorüber sei, sagen Experten.

3,2 Prozent. So hoch – oder tief – ist die Arbeitslosenquote im September. Trotz der Aufhebung des Mindestkurses ist die Anzahl Arbeitsloser also nicht, wie befürchtet, massiv gestiegen. Das liege einerseits an der Widerstandsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft, sagt Felix Brill von der Wirtschaftsberatungsfirma Wellershoff & Partners. «Andererseits profitiert die Schweiz davon, dass Europa die Schuldenkrise langsam hinter sich lässt.»

Tatsächlich wird Italien dieses Jahr nach drei Jahren Rezession wieder wachsen. Auch Frankreich setzt sein Wachstum fort und Spanien soll gar um 3 Prozent zulegen. Der wichtigste Partner in Europa ist für die Schweiz aber ohnehin Deutschland – jenes Land, das als europäischer Wachstumsmotor gilt. Auch die gute Konjunktur in den USA hilft der Schweizer Wirtschaft auf die Sprünge.

Schweizer konsumieren immer noch fleissig

Was sind Nettoexporte?

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Für das BIP-Wachstum ist die Entwicklung der Nettoexporte entscheidend. Diese ergeben sich aus der Differenz zwischen Exporten und Importen. Steigen die Importe, wird die Differenz (Nettoexporte) kleiner und damit sinkt auch der Anteil der Nettoexporte am BIP. Der Grund: Ins Bruttoinlandprodukt fliessen nur die Wertschöpfungen aus dem Inland.

Dazu kommen positive Entwicklungen im Inland: Tiefe Importpreise, ein tiefer Ölpreis sowie ein tiefes Zinsniveau – all diese Faktoren tragen ebenfalls zum Wachstum bei, sagt Dominik Studer, Ökonom bei der UBS. Und selbst wenn es im Vergleich zum Vorjahr leicht mehr Arbeitslose gebe, reiche das nicht aus, um die Stimmung der Konsumenten spürbar einzutrüben.

Eine Arbeitslosigkeit, die kaum steigt; ein Privatkonsum, der wächst; ein Europa, das sich erholt – alles in Butter also? Mitnichten, sagt Studer. «Die Schweiz ist auch darum an einer Rezession vorbei geschrammt, weil die Unternehmen im ersten Halbjahr trotz der Frankenstärke noch in Maschinen und andere Ausrüstungen investiert haben.» Dieser Trend werde sich wegen der Frankenstärke aber in den kommenden Quartalen kaum fortsetzen. «Es ist davon auszugehen, dass Investitionsvorhaben aufgeschoben werden», sagt Studer. Entsprechend werde sich das negativ auf die Konjunktur auswirken.

Zudem seien im letzten Halbjahr die Importe stark zurückgegangen, währen die Exporte stabil geblieben seien. «Auch das wird in den kommenden Monaten wohl kaum so weitergehen», sagt Studer. Zu erwarten sei vielmehr, dass der Rückgang bei den Importen abnehme – und damit der Beitrag der Nettoexporte zum Wirtschaftswachstum entsprechend sinke (siehe Box).

Video
«Frankenschock traf nicht alle Branchen gleich hart»
Aus Tagesschau vom 08.10.2015.
abspielen. Laufzeit 52 Sekunden.

Keine schnelle Erholung

Auch Felix Brill von Wellershoff & Partners warnt davor, sich ob der unerwartet guten Konjunkturdaten zurückzulehnen. «Das heisst keineswegs, dass wir das Schlimmste schon hinter uns haben.» Zwar könne man mit einem leicht positiven Wachstum rechnen, aber von einer schnellen Erholung könne nicht die Rede sein. Brills Fazit: «Die Schweiz ist an einem Unfall vorbei geschlittert. Ganz schadlos ist sie nicht geblieben, aber immerhin kommt sie mit einem blauen Auge davon.»

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