Mario Draghi, der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), arbeitet schon seit geraumer Zeit im Krisenmodus: Die allergrösste Gefahr – ein Auseinanderbrechen der Eurozone – ist zwar seit zwei, drei Jahren gebannt. Auch die Rezession ist überstanden. Doch wenn der gebürtige Italiener die neusten Zahlen zur Inflation studiert, bilden sich tiefe Sorgenfalten auf seiner Stirn.
Inflation von zwei Prozent angestrebt
So richtig wohl wäre Mario Draghi eigentlich dann, wenn die Inflation im Euroraum auf knapp zwei Prozent klettern würde. Das wäre aus seiner Sicht perfekt für die europäische Wirtschaft. Doch statt knapp zwei Prozent beträgt die Inflation derzeit gerade mal ein halbes Prozent; und sie dürfte noch weiter sinken. Für den Euroraum droht sogar eine Deflation.
Zinsen noch mehr senken?
Weil eine Deflation das Wirtschaftswachstum bremst oder stoppt, dürfte der EZB-Chef am Donnerstag mit den anderen Währungshütern eine Reihe von Massnahmen ergreifen. Erwartet wird, dass Draghi die Leitzinsen noch weiter auf nahezu null Prozent absenken wird. Das wäre ein Novum in der EU.
Strafzinsen für Banken?
Und er könnte den Banken eine Art Strafzins aufbrummen. Auch das wäre ein Novum in der EU. Der Strafzins würde in jenen Fällen verrechnet, wenn die Banken ihr Geld bei der EZB deponieren, statt damit Firmenkredite zu vergeben und so die Wirtschaft anzukurbeln.
Eine Deflation zu verhindern ist derzeit das oberste Ziel des obersten Währungshüters in der Eurozone. Gelingt es, käme das auch der Schweizer Wirtschaft zugute.