Deutschlands grösster Energiekonzern E.ON richtet sich neu aus: Das Geschäft mit der Stromerzeugung aus Atom-, Kohle- und Gaskraftwerken sowie der Energiehandel werden 2016 mehrheitlich an die Aktionäre abgegeben und der Rest an die Börse gebracht, teilte das Unternehmen am Sonntagabend mit.
«Jetzt will man Gegensteuer geben»
E.ON habe in der Vergangenheit ohnehin schon ein recht grosses Portefolio an erneuerbaren Energien gehabt – zumindest grösser als die anderen grossen Energiekonzerne, sagt Claudia Kemfert, Leiterin Abteilung Energie- Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin.
Allerdings hätten viele kleinere, mittelständische und kommunale Anbieter sehr viel früher in die Energiewende investiert und auch neue Geschäftsmodelle aufgebaut, sagt Kemfert. Die vier grossen Energiekonzerne hätten sich in dieser Hinsicht sehr schwer getan. Da wolle man jetzt offenbar Gegensteuer geben. «Es sieht so aus, als würden die Weichen für die Energiewende gestellt», sagt Kemfert.
Besser früher mitmischen
Dahinter stehen auch wirtschaftliche Interessen: Der konventionelle Energiebereich rechnet sich kaum noch. Die Preise sind wegen der Überkapazitäten an Kraftwerken und dem Ausbau der Produktion von erneuerbarer Energie allein seit Anfang 2013 um mehr als ein Viertel gefallen.
Die Strategie, auf die E.ON setzt, sei aber nicht etwa risikoreich, sondern klug, ist Kemfert überzeugt. Denn die Energiewende komme und sie werde wirtschaftliches Potenzial haben. «Je früher man da mitmischt, desto bessere Chancen hat man, Teile vom Kuchen abzuschneiden.»
Kein Stellenabbau geplant
E.ON positioniert sich also neu für die Energiewende in einer neuen Gesellschaft. Der verbleibende Konzern bestehe dann noch aus der Erzeugung von Ökostrom sowie dem Betrieb der Strom- und Gasnetze und dem Vertriebsgeschäft.
Mit der Neuaufstellung sei kein Stellenabbau verbunden, liess E.ON verlauten. Der Energieversorger hatte bereits in den vergangenen Jahren tausende Jobs gestrichen. Dem Restkonzern sollen dann noch 40'000 Beschäftigte angehören. Weitere Details will das Management an einer Medienkonferenz erläutern.