Der Weltfussballverband Fifa hat mehr Geld ausgegeben, um ein eigenes Museum zu eröffnen, als er in drei Jahren in sein Entwicklungshilfeprojekt Goal gesteckt hat: 140 Millionen Franken.
Am meisten darüber freuen dürfte sich die Versicherungsgesellschaft Swiss Life. Ihr gehört die Immobilie, die das neue Fifa-Museum beherbergt. Swiss Life hatte 60 Millionen Franken in Rückbau und Sanierung investiert. Mit der Fifa hat sie nun eine Mieterin für die nächsten 40 Jahre gewonnen. Zuvor hatte das Haus jahrelang leer gestanden.
Standort mangels Alternativen
Die Fifa hat ihrerseits 30 Millionen in das Museum gesteckt, plus 110 Millionen in den Umbau des ganzen Gebäudes. Eigentlich wollte sie ihr Museum neben dem Hauptsitz erstellen. Dafür erhielt sie aber keine Bewilligung. Mangels Alternativen hat die Fifa nun in Zürich-Enge ein ganzes Gebäude übernommen, um ihren Traum vom eigenen Museum zu verwirklichen.
Zusammen haben Swiss Life und Fifa 200 Millionen in den Umbau des Gebäudes investiert. Lohnen wird sich das vor allem für Swiss Life. Sprecherin Tatjana Stamm sagt: «Die Liegenschaft ist, wie unser gesamtes Immobilienportfolio, eine Kapitalanlage zugunsten unserer Versicherten. Mit der umfassenden Sanierung und der langfristigen Vermietung über vierzig Jahre, bis 2055 mit Verlängerungsoptionen, sichern wir die nachhaltige Ertragskraft der Anlage für unsere Versicherungsnehmer.»
«Museen per se sind einfach nicht rentabel»
Für die Fifa aber rechnet sich das Projekt nicht. Laut Immobilienexperte Marc-Christian Riebe hat die Immobilie einen tieferen Wert als die Fifa-Investitionen: 120 Millionen Franken.
Museumsdirektor Stefan Jost sagt: «Museen per se sind einfach nicht rentabel. Und wir versuchen natürlich mit den anderen Sachen das Defizit so schlank wie möglich zu halten.» Die anderen Sachen, das sind mehrere Gastrobetriebe im Haus und 34 Wohnungen in den oberen Stockwerken.
Allerdings: Mit der Vermietung harzt es. Derzeit sind erst 10 der Wohnungen vermietet, also weniger als ein Drittel – obwohl die Wohnungen seit Oktober auf dem Markt sind. Die Fifa sagt, man habe erst abwarten wollen, bis die Wohnungen in einem «schönen Zustand» seien und man die Aussicht geniessen könne.
Wohnungspreise vergleichbar mit ganzen Büroetagen an der Bahnhofstrasse
Immobilien-Berater Riebe sieht indes andere Gründe: «Wenn man sieht, dass eine kleine Wohnung einen durchschnittlichen Quadratmeterpreis von fast 650 Franken pro Jahr hat und eine grössere Wohnung 630 Franken auf den Quadratmeter pro Jahr, dann ist das für die Lage am Bahnhof Enge sehr, sehr viel Geld. An der Bahnhofstrasse bekommt man schon fast eine ganze Büroetage für denselben Quadratmeterpreis.»
Laut Fifa sind die Preise marktkonform und berechtigt durch Zusatzdienstleistungen, wie eine 24-Stunden-Überwachung des Hauses.
Geld spielt für die Fifa offenbar keine Rolle. Museumsdirektor Stefan Jost sagt: «Es wird im Moment immer noch ein Defizit bleiben, und die Fifa subventioniert das, weil man sagt: Das ist für die Fans, um für den Fussball eine Begegnungsstätte zu schaffen, um zu zeigen, wie der Fussball die Welt verbindet und inspiriert.»