«Wir wollen nicht, dass die Grenzgänger in die Kontingente eingerechnet werden», sagt der Präsident des Industrieverbandes Swissmem am 24. Juni 2014 im «ECO»-Studio. «Die Situation ist in vielen Kantonen mit den Grenzgängern überhaupt kein Problem, sie leben ja auch nicht in unserem Land. Und die grenznahen Firmen sind auf diese Grenzgänger angewiesen.»
Es ist eine der drei Forderungen, die Hans Hess als Wirtschaftsvertreter in Richtung des Bundesrates formuliert. Zwar sagt er auch: «Die SVP hat natürlich mit dieser MEI und dann das Volk mit diesem knappen Ja den Bundesrat vor eine ganz schwierige Aufgabe gestellt, und es ist sicher nicht angebracht, jetzt einfach den Bundesrat zu kritisieren, wenn er die Quadratur des Kreises versucht.»
Gleichzeitig macht Hans Hess genau das: Kritik äussern. Neben den Grenzgängern geht es ihm um zwei weitere Punkte: «Wir finden, dass es nicht richtig ist, dass man die Kurzaufenthalter einfach in diese Kontingente dazurechnet.» Diese Menschen seien nur für eine beschränkte Zeit im Land. «Wir wollen, dass sie unter 12 Monaten oder vielleicht 10 Monaten nicht in die Kontingente eingerechnet werden.»
Und: «Wir finden drittens, man darf diese ganze Bürokratie mit diesem Kontingenzwesen nicht in jedem Fall einführen, sondern man soll eine Art Ventilklausel einführen.» Erst wenn eine definierte Obergrenze überschritten würde, solle man handeln.
Dürfen nicht vor einem europapolitischen Scherbenhaufen stehen
Dem Verband Swissmem gehe es insgesamt weniger um die möglicherweise fehlenden Fachkräfte, sondern: «Noch wichtiger für uns ist, dass wir am Schluss dieses Prozesses nicht vor einem europapolitischen Scherbenhaufen stehen. Der bilaterale Weg ist für unsere Industrie unglaublich wichtig.» 60 Prozent der Exporte gingen nach Europa, mahnt Hans Hess, jeder zweite Arbeitsplatz in der Maschinen-Industrie hänge von Europa ab. Der bilaterale Weg müsse im Gegenteil noch weiter ausgebaut werden.
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Hans Hess unterschreibt dennoch die Bemühungen von Bundesrat Johann Schneider-Ammann, inländisches Potenzial besser auszuschöpfen. Junge Menschen müssten besser in den Arbeitsprozess gebracht, Frauen mehr für industrielle Berufe gewonnen und ältere Mitarbeiter möglichst lange im Arbeitsprozess gehalten werden. Damit über 50-Jährige aber bessere Chancen auf einen Job hätten, müsse man sicherstellen, dass sie auch arbeitsmarktfähig bleiben. «Viele denken, nur die Jungen müssen sich weiterbilden. Das ist nicht so», sagt Hans Hess. Auch ältere Mitarbeiter stünden in der Pflicht, am Ball zu bleiben.