Die Büros liegen am zentralen Syntagma Platz, mit Blick hinüber aufs griechische Parlament. 300 Angestellte arbeiten hier, sie betreiben eine Internetplattform, über die Kunden in aller Welt Flugtickets kaufen.
Gegründet hat die Firma vor zehn Jahren Philipp Brinkmann. Sein Vater ist Deutscher, seine Mutter Griechin. «Für den Standort Griechenland sprechen die Kosten», sagt der 35-Jährige. Löhne und Mieten sind so günstig wie in keiner europäischen Grossstadt.
Zudem sind viele Griechen gut ausgebildet, viele sprechen fliessend Englisch. Brinkmann sitzt auf einem Designer-Stuhl und lehnt sich zurück. 600 Millionen Euro Umsatz machte er im letzten Jahr, Tendenz steigend. Eine griechische Erfolgsgeschichte – aber eine seltene.
Unsichere politische Lage schadet dem Geschäft
Warum nutzen nicht mehr Unternehmer die Vorteile Griechenlands? «Das politische Klima ist sehr schlecht», erklärt Brinkmann. Die Lage sei sehr instabil, niemand wisse, ob es zu einem Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone kommt oder nicht.
Auch die Bürokratie ist ein Riesenproblem. Es war schwierig, die Firma überhaupt zu gründen. Ein monatelanger Papierkrieg. Doch Brinkmann hat ihn gewonnen. Eine weitere Hürde sind die Steuern. Brinkmann stört nicht deren Höhe, sondern deren Unberechenbarkeit. «Dieses Jahr sind die Steuern so, im nächsten Jahr sind sie anders. Das verursacht viele Probleme.»
Mittel- bis langfristig wäre ein Grexit für uns wahrscheinlich von Vorteil.
Würden stabile oder zumindest stabilere Verhältnisse einkehren, könnte Griechenland seine Vorteile ausspielen. Davon ist Brinkmann überzeugt. Der endlose Verhandlungspoker zwischen der Regierung Tsipras und den Geldgebern lähmt das Land und schadet.
Der Firmengründer nennt ein Beispiel: Sobald sich grössere Summen auf einem griechischen Konto ansammeln, versucht er das Geld ins Ausland zu überweisen. Das Vertrauen in die griechischen Banken ist erschüttert. Brinkmann hat trotz seines grossen Erfolgs nie einen Kredit erhalten. Das sagen hier alle Jungunternehmer. Er lieh sich Geld von seiner Familie, von Freunden und Kollegen. Das war mühsam und hat das Wachstum seiner Firma gebremst.
Steigende Preise mit Rückkehr zur Drachme
Und was wäre, wenn es zum Austritt aus der Eurozone käme? «Mittel- bis langfristig wäre es für uns wahrscheinlich von Vorteil», sagt Brinkmann. Im Endeffekt würden die Lohn- und Mietkosten noch weiter fallen. Der Standort Griechenland wäre noch günstiger.
Trotzdem hofft der Brinkmann, dass es nicht soweit kommt. «Es ist kein Szenario, das wir uns wünschen.» Für seine Angestellten wäre die Rückkehr zur Drachme ein Riesenproblem. Denn Griechenland ist ein Importland. Mit einer schwachen Währung müssten alle für viele Produkte deutlich mehr bezahlen.