Marcos, Mobutu, Abacha: Die Namen stehen für korrupte Herrscherfamilien, die ihre Gelder in die Schweiz gebracht haben, um sie von hiesigen Banken verwalten zu lassen. In vielen Fällen liefen die Bankbeziehungen über Hintermänner, Freunde oder Familienmitglieder. Damals konnte sich die Finanzindustrie allenfalls noch mit der Ausrede behelfen, sie hätten diese Beziehungen nicht erkennen können.
Diese Zeiten sind allerdings längst vorbei, sagt Hubert Krattinger. Als Präsident von Saco, der Schweizerischen Vereinigung der Compliance Verantwortlichen in der Finanzindustrie, kennt er die heutigen Möglichkeiten, wie Banken ihre Kunden überprüfen können: «Es gibt heute verschiedene Anbieter mit Datenbanken auf dem Markt, die es ermöglichen, festzustellen, ob diese Personen in einem anderen Land ein politisches Amt innehaben.»
Datenbanken erkennen heikle Personen
Private Datenbanken, wie World Check oder Factiva, listen die Namen politischer Verantwortungsträger auf. Diese Listen können Banken mit ihren Kunden-Daten abgleichen und sie so auf heikle Namen und Verbindungen prüfen.
«Es gibt tausende von Einträgen, die aus öffentlich zugänglichen Quellen stammen, die auch das Umfeld der Personen erfassen» und so unter Umständen Rückschlüsse auf das Umfeld dieser sogenannten Peps, politisch exponierte Personen) ermöglichten.
Abwägung zwischen Rendite und Risiko
Technisch ist es für Banken heute also vergleichsweise einfach, ihre Kunden zu überprüfen. Trotzdem müssen Kundenberater und ihre Chefs häufig zwischen Rendite und Risiko abwägen, wenn sie eine Kundenbeziehung eingehen oder verlängern. Wie schwierig solche Entscheide sind, zeigte sich beispielsweise im arabischen Frühling. Politisch exponierte Personen, die vorher jahrelang wohlgelittene Bankkunden waren, standen plötzlich als korrupte Verantwortungsträger auf internationalen Sanktionslisten.
Deshalb seien heikle Fälle immer Chefsache, sagt der Compliance-Spezialist. Die Geschäftsleitung müsse im Einzelfall entscheiden, wie viel Risiko ein Institut eingehen will.
Hinschauen und Skandal bleibt aus
Eine Prognose, ob sich Fälle, wie sie bei HSBC bekannt geworden sind, auch künftig wiederholen könnten, will Herbert Krattinger nicht wagen. «Allerdings sind wir heute schon wieder acht Jahre weiter, als zur Zeit, als die Daten von HSBC entstanden. Die Welt hat sich dramatisch geändert.» Was damals geschehen sei, würde heute so nicht mehr passieren, glaubt Krattinger.
Aber solche Skandale bleiben nur aus, wenn die Bankverantwortlichen wirklich hinschauen und nicht beide Augen zudrücken, wie sie das offenbar in der Vergangenheit immer wieder getan haben.