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Wirtschaft Kein Abschluss ohne Anschluss: Attestlehre hat sich bewährt

Diese Art der Grundausbildung wurde vor zehn Jahren eingeführt und hat die Anlehre ersetzt. Sie dauert weniger lange als eine gewöhnliche Lehre und ist weniger anspruchsvoll. Sie bietet dennoch eine Perspektive.

Die Vertreter des Bundes und der Kantone hatten zufriedene Gesichter heute Morgen, als sie die Resultate der Untersuchung zur Attestlehre vorstellten. Josef Widmer ist stellvertretender Direktor des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation. Er sagt: «Diese zweijährige Grundbildung ist erfolgreich. Dreiviertel der jungen Leute schliessen ab, und die anderen haben auch noch die Chance, abzuschliessen.» Sie können eine neue Lehre anfangen.

Rund 5'500 Jugendliche begannen im Jahr 2012 eine Attestlehre. Dreiviertel von ihnen schlossen diese Ausbildung erfolgreich ab. Dies sei ein Erfolg, sagt Bildungsforscherin Irene Kriesi vom Observatorium für Berufsbildung dazu: «Aus meiner Sicht ist es eine sehr gute Quote. Gerade wenn man bedenkt, dass es die schulisch Schwächsten sind, die eine Attestausbildung machen, ist es ein sehr schönes Ergebnis.»

Die Attestlehre wurde 2004 mit dem neuen Berufsbildungsgesetz auf nationaler Ebene eingeführt, zuvor gab es die Anlehre. Diese war aber ein kantonales Angebot.

Von der zweijährigen Attestlehre zur dreijährigen Lehre

Die zweijährige Berufslehre mit Attest gibt es inzwischen in vielen Branchen. Häufig sind Attestlehren als Coiffeusen oder als Gastroangestellter. Im Unterschied zu Auszubildende mit dreijähriger Lehre dürfen Coiffeusen mit Attestlehre den Kundinnen und Kunden die Haare nur unter Anleitung schneiden.

Viele Lernende streben deshalb an, von der zweijährigen Attestlehre in eine dreijährige, «richtige» Lehre zu wechseln. Und diese Durchlässigkeit sei gegeben, hält Josef Widmer vom Staatssekretariat für Bildung fest. Ungefähr 40 Prozent der Lernenden einer zweijährigen Grundbildung stiegen nachher in eine drei- oder vierjährige Lehre ein. Beim vorherigen System der Anlehre habe es das nicht gegeben. «Mit dem Prinzip: keinen Abschluss ohne Anschluss haben wir einen klaren Fortschritt gemacht.»

Nicht nur Aufgabe des Staates

Es gibt aber Berufe, bei denen überdurchschnittlich viele ihre Lehre abbrechen, etwa bei Coiffeusen und in der Gastronomie. Bundesvertreter Widmer will dieses Problem nicht schönreden. Er macht aber den Staat nicht alleine verantwortlich: «Die zuständigen Verbände müssen den Handlungsbedarf sehen. Es ist in ihrem Interesse, dass sie erfolgreiche Absolventen hervorbringen.»

Der Bund ist auf jeden Fall mit seinen Bemühungen zufrieden. Nicht vergessen werden darf aber, dass gut zwölf Prozent der Jugendlichen den Abschluss der Attestlehre nicht schaffen. Ihnen gelingt auch der Wechsel in eine dreijährige Lehre nicht. Für sie müssen andere Lösungen gefunden werden, damit sie den Einstieg in die Berufswelt schaffen.

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