Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins im Euroraum auf 0,05 Prozent gesenkt. Der Zins, zu dem sich die Geschäftsbanken Geld bei der Notenbank leihen, ist damit so niedrig wie nie zuvor in der Geschichte der gemeinsamen Währung.
Strafzins erhöht
Zudem verschärften die Währungshüter eine bereits im Juni eingeführte geldpolitische Massnahme. Sie erhöhten den so genannten Einlagenzins von minus 0,1 auf minus 0,2 Prozent.
Der Negativzins bedeutet, dass Banken, die überschüssiges Geld bei der EZB parken wollen, dafür eine Strafe bezahlen.
Und noch ein Griff in die Instrumentenkiste
Schliesslich greift die EZB noch zu einem weiteren geldpolitischen Instrument: Wie ihr Chef Mario Draghi bekanntgab, will die EZB ab Oktober mit Krediten besicherte Wertpapiere – so genannte Asset Backed Securities (ABS) – kaufen. Zum selben Zeitpunkt sollen zudem sogenannte gedeckte Anleihen – Covered Bonds – erworben werden. Dazu gehören etwa Pfandbriefe.
Mit Verbriefungen können Banken ausstehende Forderungen aus Krediten an den Markt bringen und ihre Bilanzen entlasten. Damit haben sie mehr Luft zur Vergabe neuer Darlehen.
Mit allen drei Massnahmen reagieren die Währungshüter auf die schwache Konjunktur im Euroraum und auf die besorgniserregend tiefe Inflation. Diese war im August auf 0,3 Prozent gefallen – den niedrigsten Stand seit Oktober 2009. Das schürt Ängste vor einer gefährlichen Deflation und liegt weit unter der Zielmarke der EZB von knapp unter zwei Prozent Inflation.
Euro auf Talfahrt
Nach dem überraschenden Zinsentscheid ging der Euro auf Talfahrt. Die Gemeinschaftswährung rutschte um fast einen US-Cent auf 1,3038 Dollar und notierte damit so niedrig wie seit Juli vergangenen Jahres nicht mehr. Auch zum Franken verlor der Euro. Er fiel auf 1,2044 Franken und war damit so billig wie wie zuletzt Anfang Dezember 2012.