Die Linie des Bundesrates sei nachvollziehbar und werde von der Wirtschaft getragen, sagt Jan Atteslander vom Wirtschaftsdachverband Economiesuisse. «Es war zu erwarten, dass er Massnahmen ergreifen wird. Der Bundesrat hat hier Augenmass gezeigt.»
Die schwarze Liste der Personen und Unternehmen wurde länger, mit denen nun auch die Schweiz nicht mehr geschäften darf. Neu gilt auch eine Meldepflicht für Güter, mit denen Russland Erdöl fördert. Und zudem schränkt der Bundesrat die Lieferung von Produkten weiter ein, die für militärische Zwecke verwendet werden können.
Wenig Export nach Russland
Das tönt nach vielen Vorgaben. Doch Jan Atteslander beruhigt. «Die Schweiz hat hier nicht sehr viel zu befürchten, weil nur 1,5 Prozent der Exporte nach Russland gehen.» Das sind pharmazeutische, chemische und industrielle Produkte, die die Schweiz liefert. Von diesen 1,5 Prozent sei aber nur ein kleiner Teil von den Sanktionen betroffen, vornehmlich in der Industrie.
Der Direktor des Verbandes der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie Swissmem, Peter Dietrich, rechnet deshalb mit einem Rückgang des Umsatzes von 100 bis 150 Millionen Franken. «Dies ist aber eine Schätzung, die nicht bestätigt ist», schränkt er ein. Dabei trifft es wohl einzelne Unternehmen – insgesamt dürften die Auswirkungen für die Schweizer Wirtschaft vorerst gering sein.
«Krise ist schlecht für das Geschäft»
Längerfristig aber sieht das etwas anders aus: «Russland ist ein wachsender Markt und deshalb interessant für Schweizer Unternehmen. Im Hinblick auf zukünftige Handelsbeziehungen ist der Unruheherd in der Ukraine natürlich schlecht für das Geschäft.» Die Wirtschaft hofft deshalb, dass die Sanktionen den politischen Lösungsprozess in Gang setzen und sich die Lage so rasch wie möglich beruhigt.