Wer Geld nicht einfach auf dem Sparkonto parkieren will, kauft Aktien oder Obligationen – das war einmal. Diese traditionellen Anlagen werfen immer weniger Rendite ab. Zu wenig für beispielsweise Pensionskassen. Deshalb sehen sie sich vermehrt gezwungen, auf sogenannte Alternative Anlagen zu setzen. Noch nie seit der Finanzkrise war so viel Geld beispielsweise in Hedgefonds investiert. Doch mehr Rendite, heisst immer auch mehr Risiko.
Alternative Anlagen werden immer begehrter
Wird eine Wertschrift an einer Börse für jeden einsehbar gehandelt, gilt sie als traditionelle Anlage. «Die Alternative Anlage ist im Gegenteil alles, was kein geregelter regelmässiger öffentlich zugänglicher Markt ist», sagt Markus Fuchs, Geschäftsführer der SFAMA, des Verbands der Schweizer Fonds- und Assetmanager.
Und Alternative Anlagen werden immer begehrter. Der Fürst von Liechtenstein legt schon seit fast 20 Jahren alternativ an. In letzter Zeit setzen vermehrt auch die bisher sehr zurückhaltenden Pensionskassen darauf. «Die Pensionskassenversicherungen sind darauf angewiesen – teilweise ist es auch gesetzlich vorgeschrieben – eine bestimmte Rendite für die Versicherungsnehmer zu erzielen. Im jetzigen Niedrigzinsumfeld können sie mit Staatsobligationen einfach die entsprechende Rendite nicht mehr erzielen», sagt Fuchs.
Hans-Jörg Baumann ist Präsident von Swiss Capital Alternative Investment, einem Unternehmen, das sich auf den Vertrieb von Alternativen Anlagen spezialisiert hat. Sein Steckenpferd sind private Unternehmenskredite: «In diesem Bereich sind die Banken heute zurückhaltend in der Kreditvergabe und das bietet natürlich Superchancen für institutionelle Kunden.»
Höhere Rendite heisst grösseres Risiko
Die Chance nämlich, anstelle einer Bank, einem Unternehmen Kredit zu geben. Pensionskassen die dies tun, könnten Renditen von sieben bis acht Prozent erreichen, sagt Baumann. Das sei aktuell sehr attraktiv. Doch höhere Rendite, heisst grösseres Risiko: Das gilt auch für Alternative Anlagen. Handel und Preisbildung sind nicht öffentlich und transparent. Wer Unternehmensanteile oder Immobilien kauft, sollte diese genau kennen, sonst läuft er Gefahr, zu viel zu bezahlen oder weniger Rendite zu erwirtschaften als erwartet. Zudem ist das Geschäft mit Alternativen Anlagen nicht reguliert. Wer verliert, kann sich nicht auf Gesetze und Regeln berufen, die ihn schützen würden.
Hans-Jörg Baumann, der selbst Alternative Anlagen verkauft, versucht diese Risiken zu relativieren: «Die grossen Pensionskassen haben hochqualifizierte Leute. Die Spezialisten sind alle qualifiziert und erfüllen höchste Anforderungen. Demzufolge kann man davon ausgehen, dass grundsätzlich die Expertise auf der Institutionsseite gegeben ist.»
Vorsicht angebracht
Viel hängt also an den Fachleuten. Nicht alle haben in der Vergangenheit das in sie gesetzte Vertrauen gerechtfertigt. Die Alternative Anlage «Hedgefonds» beispielsweise hatte nach dem Skandal um den Milliardenbetrüger Bernard Madoff lange Zeit ein Imageproblem. Nun ist laut der Branche alles besser. In Hedgefonds liegt so viel Geld wie noch nie. Trotzdem scheint Vorsicht angebracht: denn Finanzplatzakteure neigen wohl dazu Risiken zu relativieren und Chancen herauszustreichen – in einem Geschäftsfeld, dass dicke Margen verspricht – während das traditionelle Bank- und Vermögensverwaltungsgeschäft lahmt.