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Wirtschaft Orell Füssli und Thalia legen Buchgeschäft zusammen

Elefantenhochzeit auf dem Buchmarkt: Die Banknotendruck- und Buchhandelsgruppe Orell Füssli sowie die Thalia Holding schliessen sich zusammen. Die Fusion ist die Antwort auf die Dominanz internationaler Grossfirmen im Internet, sagt Michel Kunz, Geschäftsführer von Orell Füssli.

In der Schweiz kommt es in der Buchbranche zu einem grossen Konsolidierungsschritt: Die Orell-Füssli-Gruppe und Thalia legen in der Schweiz ihr Buchgeschäft zusammen und schaffen ein Gemeinschaftsunternehmen. Beide sind je zur Hälfte daran beteiligt. Damit wolle man die Herausforderungen im hiesigen Buchmarkt gemeinsam meistern, teilten die beiden Unternehmen mit.

Der Geschäftsführer von Orell Füssli ist Michel Kunz. Er begründet den Zusammenschluss so: «Beide Firmen stehen vor den gleichen Herausforderungen.» Im stationären Geschäft sind die Umsätze rückläufig.

Im Internethandel brauche es nun eine gemeinsame, schweizerisch-lokale Antwort auf die grossen internationalen Konzerne. Die nötigen Investitionen seien nur mit einer gewissen Geschäftsgrösse tragbar.

Im Online-Markt gut aufgestellt

Marianne Sax ist Präsidentin des Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verbands. «Der Verband ist froh, dass es durch den Zusammenschluss eine Möglichkeit gibt, den grossen internationalen Anbietern im Netz etwas entgegenzusetzen», sagt sie. Die Verlagerung vom stationären Buchhandel auf den Online-Buchhandel habe bereits stattgefunden.

Mit den beiden Internet-Adressen «books.ch» (Orell Füssli) und «buch.ch» (Thalia) sieht sie die beiden Buchhändler im Schweizer Online-Markt bereits gut aufgestellt.

Im Unterschied zu internationalen Firmen wie zum Beispiel Amazon betreiben die beiden Firmen auch noch Filialen. «Im traditionellen Buchhandel wird das Buch auch als Kulturträger gesehen, nicht nur als Verkaufsware.» Dadurch ergebe sich eine andere Beziehung zum Buch. Für die Buchhändlerin Marianne Sax ist das wichtig.

Kein Abfluss der Wertschöpfung ins Ausland

Carlo Bernasconi, Chefredaktor der Fachzeitschrift «Schweizer Buchhandel», hält den Schritt für geschickt. Insbesondere, da die Wertschöpfung auch nach der Fusion in der Schweiz getätigt wird: «Der Sitz der Firma wird in Zürich sein und die Wertschöpfung wird auch hier versteuert.» Der amerikanische Internet-Handelsriese Amazon versuche hingegen, die Steuerlast in der Schweiz möglichst gering zu halten, kritisierte Bernasconi gegenüber SRF.

Momentan bestehen Preisunterschiede zwischen den Büchern, die man im Laden kauft, und jenen, die man im Internet bestellen kann. «Ob es eine Harmonisierung der Preise gibt oder ob die dann nach unten tendieren werden, kann man jetzt noch nicht sagen», sagte Bernasconi. Generell seien die Preise aufgrund des schwachen Euros bereits in den letzten zwei Jahren gesunken.

Wettbewerbsbehörden müssen zustimmen

Welche Auswirkungen der Zusammenschluss der Buchgeschäfte auf die Buchläden von Orell Füssli und Thalia und die dort beschäftigten Mitarbeitenden hat, ist nicht klar. Dem Schritt müssen auch noch die Wettbewerbsbehörden zustimmen, wie es im Communiqué hiess.

Auch Marianne Sax geht davon aus, dass die beiden Buchhandlungen das Filialnetz anpassen werden. Grosse Auswirkungen auf die kleinen Buchhandlungen erwartet sie nicht. Diese seien im Online-Handel sowieso nicht präsent.

Orell Füssli betreibt in der Schweiz 14 Buchhandlungen und beschäftigt 400 Mitarbeiter. Der Umsatz des Buchhandelsgeschäfts von Orell Füssli beläuft sich auf 114 Millionen Franken. Thalia zählt in der Schweiz 22 Filialen, darunter beispielsweise die Stauffacher Buchhandlungen in Bern. Mit 650 Mitarbeitern wurden zuletzt 131 Millionen Franken Umsatz erzielt.

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