Am Hauptsitz in Frauenfeld produziert Sigg Aluminiumflaschen in verschiedenen Grössen. CEO Stefan Ludewig steht vor einer Maschine, die gelbe Flaschen am Laufmeter ausspuckt. «Hier sehen Sie die Flaschen, die aus der Innenlackierung kommen», erklärt er. «Und hier sind die Flaschen mit der Aussendekorierung.»
Verziert mit verschiedenen Sujets entstehen die weltberühmten Aluminiumflaschen. Mit ihnen macht Sigg pro Jahr geschätzte 50 Millionen Franken Umsatz. Seit diesem Frühling gehört die Thurgauer Firma dem chinesischen Konzern Haers.
Mehr Personal als Standortbekenntnis
Wenn Chinesen Schweizer Traditionsunternehmen erwerben, wird oft vom Ausverkauf der Schweizer Wirtschaft gewarnt. Etwas, das Ludewig nicht gerne hört: «Ich finde, dass mit den Chinesen immer etwas Negatives verbunden wird.»
Dabei sei das Gegenteil der Fall. Der Sigg-Chef glaubt fest daran, dass der neue Eigentümer aus China den Schweizer Standort stärken wird. Deshalb habe Haers auch angekündigt, die Belegschaft in Frauenfeld von 70 auf 100 Mitarbeiter aufzustocken.
Langfristig nicht genügend Vorteile
Josef Mondl, Direktor des China Kompetenzzentrums an der Universität St. Gallen, warnt vor zu grosser Euphorie. «Die Risiken liegen darin, dass es uninteressant werden kann für einen chinesischen Partner, weiter in einem Land zu expandieren, weil die Vorteile wegfallen und der Brand und die Technologie kennengelernt werden.» Da müsse man sich wirklich fragen: «Hat man genug Pfeile im Köcher?»
Unter chinesischen Besitzern sei es für Schweizer KMU mitunter schwierig, mittel- und langfristig den Standort Schweiz zu halten, sagt Mondl weiter. Trotzdem setzen immer mehr kleine und mittelgrosse Schweizer Unternehmen auf Fernost. Das zeigt eine Umfrage der Export-Förderorganisation Switzerland Global Enterprise.
Verständnis in Bezug auf China fehlt
Diesen Trend bestätigt auch Mondl. Allerdings befürchtet er, dass Schweizer Unternehmen, die nach China expandieren oder von chinesischen Firmen aufgekauft werden, einen schweren Stand haben werden. «Die aktuelle Perspektive und das Verständnis von Schweizer Unternehmen in Bezug auf China und dem, was eigentlich dahintersteckt, wird nicht ausreichen, um sich langfristig einen gleichberechtigten Vorteil verschaffen zu können.»
Von solch düsteren Prognosen für Schweizer KMU lässt sich der Thurgauer Trinkflaschenhersteller allerdings nicht beirren. Das neue chinesische Mutterhaus werde ihnen zu neuen Absatzmärkten verhelfen, ist Sigg-CEO Ludewig überzeugt. Ausserdem stelle man sich mit neuen Produkten – auch aus China – breiter auf, damit die weltberühmten Aluflaschen auch weiter in Frauenfeld produziert werden können.