- Die Automarken Audi, VW, Porsche, Mercedes und Opel rufen insgesamt 630'000 Fahrzeuge zurück
- Bei den Wagen muss die Technik angepasst werden, weil zu hohe Abgaswerte gemessen wurden
- Die Messungen hatte das Kraftfahrt-Bundesamt durchgeführt auf Anordnung des deutschen Verkehrsministers Dobrindt
- Ob es auch in der Schweiz zum Rückruf kommt, ist unklar
Nicht nur Volkswagen, sondern auch mehrere andere deutsche Autobauer haben ein Abgas-Problem: Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt hatte nach dem Skandal bei VW Abgas-Nachmessungen durch das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) angeordnet. Diese zwingen nun Hersteller wie Audi, Mercedes, Opel, Porsche und VW zum Rückruf von rund 630'000 Fahrzeugen.
Bei den ausschliesslich in Deutschland registrierten Wagen muss die Technik zur Abgasreinigung bei bestimmten Temperaturen geändert werden, wie Regierungskreise mitteilen.
Keine illegale Software
Mit Manipulationen habe der Rückruf nichts zu tun: Fahrzeuge mit einer «Abschalteinrichtung wie bei VW» seien bei den Untersuchungen des KBA nicht identifiziert worden, hiess es weiter. Volkswagen hat in seiner Abgas-Affäre eine illegale Software eingesetzt, die die Werte für den Ausstoss von Stickoxiden im Testbetrieb künstlich drückt, während die Autos auf der Strasse deutlich mehr Schadstoffe ausstossen.
Unabhängig davon stellen viele Hersteller die Abgastechnik ihrer Fahrzeuge so ein, dass die Filter erst ab einer bestimmten Aussentemperatur arbeiten. Diese sogenannten Thermofenster sind nach den EU-Richtlinien legal.
Die Ergebnisse der Untersuchungen, die vom KBA überwacht wurden, blieben lange Zeit geheim. Bereits bekannt war, dass es bei vielen Modellen deutlich erhöhte Abgaswerte gegeben hat. Die Fahrzeuge seien nun sowohl auf dem Rollenprüfstand – also quasi unter Laborbedingungen – getestet worden als auch unter realen Bedingungen auf der Strasse.
Rückruf in der Schweiz offen
In der Schweiz konnte am Freitag niemand Zahlen eventuell betroffener Autos nennen oder sagen, ob es überhaupt einen Rückruf gibt. Beim Bundesamt für Strassen (Astra) hiess es, die Nachricht sei noch zu neu, um Genaueres sagen zu können.
General Motors Schweiz, Mutter von Opel, wollte die neue Rückrufaktion nicht kommentieren. Die VW-, Audi- und Porscheimporteurin Amag schrieb, sie könne keine Stellung nehmen, da sie keine Kenntnis vom Thema habe. Bei Mercedes liefen Abklärungen.
Konsumenten machen weiter Druck
Prisca Birrer-Heimo, SP-Nationalrätin (LU) und Präsidentin der Stiftung für Konsumentenschutz (SKS), sagte der Nachrichtenagentur sda, die neuen Rückrufe würden sicher ihre Organisation auf den Plan rufen. Die Stiftung werde schauen, wie sie gegebenenfalls interveniert.
Die Entschädigung für Besitzer von Dieselautos der VW-Marken in den USA zeigten einmal mehr klar, dass die Konsumenten in der Schweiz am kürzeren Hebel sässen, sagte Birrer-Heimo weiter. In der Schweiz bestünden einfach nicht dieselben rechtlichen Möglichkeiten wie in den USA.
Birrer-Heimo will deswegen aber nicht gleich die Einführung von Sammelklagen nach US-Muster in der Schweiz fordern. Aber Gruppenklagen für auf die gleiche Art Geschädigte sollte es schon geben, sagte sie. Die SKS werde auf jeden Fall ihren Druck auf die Amag in Hinblick auf eine Entschädigung aufrecht erhalten.