Marc Rich starb im Alter von 78 Jahren, wie der Zürcher Lokalsender «Radio 1» aus familiären Kreisen erfahren hat. Rich starb den Angaben zufolge an einem Hirnschlag. Rich wird morgen in Tel Aviv beerdigt.
Der Sprecher von Rich, Christian König, bestätigt die Meldung. Der Rohstoffhändler sei «friedlich» im Spital gestorben, sagt er dem «TagesAnzeiger Online». «Es kam für alle überraschend», so König.
Anfang Mai hatte der Milliardär bereits seine Nachfolge geregelt, wie die «Schweiz am Sonntag» damals schrieb. Offenbar habe dies in seinem Wohnort, dem Luzerner Nobelvorort Meggen, für neue Spekulationen gesorgt.
Umstrittene Person
Rich war einer der erfolgreichsten Rohstoffhändler überhaupt und führte ein bewegtes Leben. Rich war jüdischer Abstammung, seine Familie floh vor den Nazis in die USA. Aus dem Nichts baute er in den USA ein Öl-Imperium auf, handelte mit Castros Kuba, dem Apartheids-Regime in Südafrika – und Iran.
Weil er mit dem «Schurkenstaat» Geschäfte machte, begannen die USA, Rich zu jagen – und auch, weil er Steuern hinterzogen haben soll. Jahrelang stand er auf der Liste der meistgesuchten Männer des US-Geheimdienstes FBI. Er zog in die Schweiz.
1974 gründet er im Kanton Zug unter dem Namen «Marc Rich + Company» zusammen mit ein paar Vertrauten eine Ölhandelsfirma. Das Geschäft boomte. Die Firma wurde über die nächsten Jahrzehnte zu einem der bekanntesten und erfolgreichsten Unternehmen der Branche. Sie wurde 1979 in «Marc Rich + Co Holding AG» umbenannt.
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Bild 1 von 11. Der international tätige Investor machte mit Rohstoffgeschäften ein Milliardenvermögen. Bildquelle: Keystone/2002.
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Bild 2 von 11. 1986 gründete die Marc Rich Gruppe die Schweizerische Stiftung für den Doron-Preis. Die Stiftung unterstützt bis heute weltweit rund 4000 Non-Profit-Projekte mit über 135 Millionen Dollar. Bildquelle: Keystone/2002.
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Bild 3 von 11. Er hatte eine Leidenschaft: Die Kunst. Zum 150. Geburtstag der Fotografie schenkte Marc Rich 1989 dem Kunsthaus Zürich eine eigene Fotosammlung. Bildquelle: Keystone/2008.
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Bild 4 von 11. Im Mai 2007 erhielt Marc Rich einen Ehrendoktortitel der Bar-Ilan-Universität in Tel Aviv. Die israelische Universität begründete den Entscheid mit Marc Richs jahrelangem finanziellen Engagement für die medizinische Forschung zur Bekämpfung der Leukämie und den Projekten seiner Stiftungen zur Völkerverständigung. Bildquelle: Reuters/2007.
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Bild 5 von 11. Privat war Marc Rich von 1966 bis 1996 mit der Liedtexterin Denise Rich liiert. Die beiden haben zwei Kinder. Bildquelle: Keystone/1985.
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Bild 6 von 11. Nach seiner Trennung von Denise Rich heiratete er 1996 die Münchnerin Gisela Rossi. 2005 liess sich das Paar scheiden. Bildquelle: Keystone/1991.
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Bild 7 von 11. 1974 gründete er das Unternehmen «Marc Rich + Co AG» in Zug, aus dem später der Rohstoffriese Glencore hervorging. Bildquelle: Keystone/1991.
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Bild 8 von 11. Die Firma wuchs und wurde zu einem der erfolgreichsten Unternehmen der Branche. 1991 kam es zu einem Aufstand gegen den Unternehmer: Stahlarbeiter demonstrierten gegen die Schliessung des Aluminiumwerks Ravenswood in den USA. Bildquelle: Keystone/1991.
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Bild 9 von 11. 2001 wurde Rich vom damaligen US-Präsidenten Bill Clinton begnadigt. Der Entscheid schlug Wellen. Bildquelle: Keystone/2001.
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Bild 10 von 11. Denn: Richs Ex-Frau Denise gehört zu den stärksten finanziellen Förderern der Demokratischen Partei und hat Hunderttausende von Dollar für die Einrichtung von Clintons Präsidenten-Bibliothek sowie Zehntausende Dollar für den Wahlkampf von Hillary Clinton gestiftet. Bildquelle: Reuters/2000.
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Bild 11 von 11. Es kam deshalb sogar zu zwei Kongress-Anhörungen. Bildquelle: Keystone/2001.
Rich hatte aber auch eine andere Seite. Er investierte viel Geld in die medizinische Forschung und Projekte zur Völkerverständigung. 1986 gründete die Marc Rich Gruppe die Schweizerische Stiftung für den Doron Preis. Sie zeichnet jährlich überdurchschnittliche persönliche, uneigennützige und erfolgreiche Leistungen auf den Gebieten der Kultur, des Gemeinwohls und der Wissenschaften aus.
Begnadigung umstritten
1993 verkaufte Marc Rich dann den Trading Bereich der «Marc Rich + Co Holding AG» an die Manager und leitenden Mitarbeiter. Daraus entstand das Unternehmen Glencore.
1983 wurde er für illegalen Handel mit Iran sowie für Steuerhinterziehung angeklagt. Seither ist Rich nie mehr in die USA zurückgekehrt – aus Angst vor einer Verhaftung.
US-Präsident Bill Clinton sprach an seinem letzten Amtstag 2001 für Rich eine Amnestie aus. Eine Begnadigung, die grosses Unverständnis und Wut auslöste. Denn: Richs Ex-Frau gehört zu den stärksten finanziellen Förderern der Demokratischen Partei. Sie soll zudem Zehntausende Dollar für den Wahlkampf von Hillary Clinton gestiftet haben.