Die russische Währung ist weiterhin auf Talfahrt: Bis am Nachmittag verlor sie 20 Prozent an Wert. Erstmals mussten 80 Rubel für einen Dollar und 100 Rubel für einen Euro gezahlt werden.
Seit Jahresbeginn büsste der Rubel fast 60 Prozent seines Wertes ein. Gründe sind vor allem der fallende Ölpreis sowie die Sanktionen des Westens wegen der Rolle Moskaus im Ukraine-Konflikt. Durch den Währungsverfall sind die Preise für russische Konsumenten erheblich gestiegen.
«Es fehlt wenig»
Die russische Notenbank hatte in der Nacht versucht, die Talfahrt des Rubels zu stoppen. Sie hob den Leitzins von 10,5 auf 17 Prozent an. Damit solle die «erhebliche Wertminderung» der Währung begrenzt werden, erklärte die Zentralbank. Sie hatte bereits in der vergangenen Woche versucht, den Verfall der Währung mit Stützungen aufzuhalten.
Die Zinsanhebung wirkte aber nur kurze Zeit. Dies zeige, dass die russische Bevölkerung überhaupt kein Vertrauen in die heimische Währung mehr habe, so SRF-Wirtschaftsredaktorin Marianne Fassbind. Wer könne, flüchte sich in den Dollar. Dies löse zusätzlichen Druck auf die Währung aus.
Laut SRF-Wirtschaftsredaktor Manuel Rentsch handelt es sich bei der Zinserhöhung um eine ausserordentliche Massnahme. Seit der letzten Bankrott-Erklärung des russischen Staates vor 15 Jahren habe es so etwas nicht mehr gegeben. «Die Zinserhöhung zeigt, wie kritisch die finanzielle Lage nun ist. Es fehlt wenig und Russland stürzt ab.»
Die heutige Zinserhöhung sollte Investoren anlocken, die Russlands geschwächte Wirtschaft beleben, sagt Rentsch. «Bei Zinsen von 17 Prozent nehmen die Anleger die Risiken eher in Kauf als bei Zinsen von 10 Prozent.» Die Massnahme sei aber gefährlich: Eine längerfristige Zinserhöhung würde die Kredite für Unternehmen verteuern, was die Investitionsbereitschaft senken dürfte. «Dadurch könnte das Land noch tiefer in die Rezession schlittern.»
Börse folgt dem Rubel
Der Rubel-Verfall beschleunigte die Talfahrt an der Moskauer Börse. Der RTS-Interfax-Index brach bis zum frühen Nachmittag um 16,5 Prozent auf 599,76 Punkte ein. Schon am Vortag hatte der russische Index mehr als 10 Prozent verloren.
Die Wirtschaftskrise im grössten Land der Welt hat auch hierzulande Auswirkungen. Die Zahl der russischen Gäste in der Schweiz ist im laufenden Jahr um mehr als 10 Prozent gefallen. «Viele Russen können sich die Ferien im Ausland nicht mehr leisten, oder sie bleiben aus anderen Gründen lieber zuhause», meint Rentsch.