Der starke Franken macht dem Zahnimplantate-Hersteller Straumann zu schaffen. Deshalb hat das Unternehmen laut eigenen Angaben sämtliche Mitarbeiter gebeten, auf ihren Bonus zu verzichten. Andererseits bittet Straumann die Grenzgänger, die in die Schweiz zur Arbeit pendeln, einer Auszahlung ihres Lohnes in Euro zuzustimmen. So könne man die Lohnkosten um insgesamt fünf Prozent senken, hiess es weiter.
Arbeitsplatz-Abbau vermeiden
Doch nicht nur die Mitarbeiter sollen beim Sparen helfen: Auch das obere Management wird Lohneinbussen hinnehmen. Die Vergütungen von Konzernchef Marco Gadola würden um 35 Prozent, jene des Verwaltungsrates um 28 Prozent sinken, so Straumann.
«Das Ziel der Sache ist, dass wir keine weiteren Arbeitsplätze abbauen müssen», sagt Firmensprecher Mark Hill gegenüber SRF. Die nun angekündigten Lohnmassnahmen würden nur für die Angestellten in der Schweiz gelten, also jene an den beiden Produktionsstätten Basel und Villeret (BE).
Kritik vom Angestelltenverband
Gar nichts hält der Angestelltenverband Schweiz von den Massnahmen bei Straumann. «Ist es überhaupt notwendig, bereits jetzt zu reagieren?», fragt ihr Vertreter Manuel Schmid rhetorisch gegenüber SRF. Zuerst müsse man doch abwarten, wo der Franken-Eurokurs tatsächlich zu liegen komme. Ausserdem müsse das Wechselkurs-Risiko der Arbeitgeber tragen, nicht die Angestellten.
Auch sei die Freiwilligkeit auf den Verzicht des Bonus' kein valabler Weg: «Wenn ich mich als Angestellter gegen einen Bonusverzicht entscheide, laufe ich Gefahr, bei Entlassungen als erster den Job zu verlieren.» Auch sei klar, dass die Kader-Angestellten mit den hohen Löhnen viel eher auf einen Bonus verzichten könnten, als die Angestellten der unteren Lohnkategorien, so Schmid.
Auch aus rechtlicher Sicht ist der Vorschlag von Straumann laut Experten umstritten. Die Firma darf zwar ihre Angestellten bitten, neue Arbeitsverträge zu unterzeichnen, doch sie kann es nicht fordern. Daraufhin deutet ein Rechtsfall, bei welchem eine andere Schweizer Firma die Umwandlung der Löhne von Franken in Euro erzwingen wollte.
Grossteil wird exportiert
Straumann ist vom starken Franken besonders stark betroffen, da der Zahnimplantatehersteller 95 Prozent seiner Geschäfte ausserhalb der Schweiz tätigt, aber 45 Prozent der Kosten in der Schweiz anfallen. Zwar hat das Unternehmen die Abhängigkeit vom Euro in den letzten Jahren reduziert und das Geschäft in Nord- und Südamerika ausgebaut. Dennoch rechnet Straumann damit, dass der starke Franken zu einer Schmälerung des Umsatzes um 75 Millionen Franken und eine Reduktion des Betriebsergebnisses (Ebit) um 40 Millionen Franken führen würde.
Straumann hat 2013 einen Umsatz von knapp 680 Millionen Franken und ein Ebit von rund 115 Millionen Franken erzielt. Die Rechnungsergebnisse fürs Jahr 2014 wurden noch nicht veröffentlicht.
Das Unternehmen hat in den ersten neun Monaten seinen Umsatz aber erhöhen können und für die erste Jahreshälfte eine Steigerung des Betriebsergebnisses um 32 Prozent vermeldet.