Früher war es einfach: Je mehr Vermögen ein Kunde brachte, desto mehr hätschelte ihn die Bank. Denn die Bank erhielt Zinsen von der Schweizerischen Nationalbank oder anderen Banken, wenn sie das Geld bei ihnen deponierte.
Heute ist es anders: Je mehr Vermögen ein Kunde auf sein Sparkonto bringt, desto mehr muss die Bank zahlen. Denn der Marktwerkt des Geldes liegt mittlerweile bei Minus 0,75 Prozent. Mit andern Worten: Heute – nach dem Beschluss der SNB, Negativzinsen einzuführen – zahlt eine Bank, die ihr Geld bei Nationalbank oder anderen Banken deponiert.
Zwar hat die Bank bis zu einer gewissen Grenze einen Freibetrag, den sie ohne Negativzins bei der Nationalbank parkieren kann. Doch irgendwann ist der Betrag ausgeschöpft. Daher gilt: «Jede Bank, die einem Kunden einen Zins zahlt fürs Sparkonto, verliert damit Geld», sagt Alfred Bühler vom Pensionskassenberater PPCMetrics.
Die Banken wagten es bisher nicht, Negativzinsen bei privaten Sparern einzuführen, zu negativ wäre das fürs Image der Bank. Dafür sei es mittlerweile Usus, dass die Banken ab einem individuell festgelegten Freibetrag – beispielsweise ab 10 Millionen Franken – Geld von den Pensionskassen für ihre Einlagen verlangen, so Bühler.
Gebühren statt Zinsen
Was die Banken bei den Pensionskassen offenbar schon routinemässig machen, dürfte bei den privaten Sparern irgendwann ebenfalls Realität werden. Das Geld muss auch bei den Privaten eingetrieben werden, nur anders.
Nicht an den Zinsen schrauben die Banken, denn die Zinsen stehen momentan im Rampenlicht der Aufmerksamkeit, «sondern die Banken werden das Geld wieder über Gebühren reinholen», sagt Bühler. Schon seit Monaten scheinen die Banken die Gebühren zu erhöhen, nicht erst, seit die SNB im Januar die Negativzinsen eingeführt haben. Denn das Geld wird schon seit längerer Zeit immer günstiger.
Rolf Biland vom Vermögenszentrum (VZ) bestätigt die Tendenz. «Wir beobachten bei den Banken seit einem Jahr eine Anhebung bei jenen Gebühren die im Bezug zum Konto stehen, beispielsweise bei den Kontoführungsgebühren, beim Zahlungsverkehr, oder bei den Maestrokarten.»
Mehr Reklamationen beim Ombudsmann
Auch der Bankenombudsmann Marco Franchetti stellt fest: «Seit einem Jahr haben wir mehr Reklamation bezüglich der Gebühren.» Die Kunden würden sich über die Höhe der Gebühren selbst beklagen, oder aber, dass die Erhebungen der Gebühren nicht klar kommuniziert worden seien.
Allerdings dürften nicht nur die ständig sinkenden Zinsen schuld an den steigenden Gebühren sein. Stärkere staatliche Regulierung etwa erhöht den Aufwand der Banken. Auch diese Kosten wälzen sie auf die Kunden ab.