Wenn die gleichen Waren im Euro-Raum umgerechnet gleich teuer sind wie in der Schweiz, herrscht Kaufkraftparität und man spricht von einem fairen Wechselkurs. Dieser faire Wechselkurs liegt laut Berechnungen der Grossbank UBS heute bei etwa 1.23 Franken pro Euro. Noch vor ein paar Monaten lag er laut Bankökonomen bei rund 1.30 Franken pro Euro. Gewerkschafter setzten ihn sogar bei etwa 1.40 Franken an.
Schuld an der Senkung seien die Schweizer Unternehmen, die seit der Aufhebung der Euro-Franken-Untergrenze im Januar die Preise teils massiv gesenkt haben, erklärt Thomas Flury, Devisenspezialist bei der Grossbank UBS: «Zum einen können sie günstig einkaufen und diese Vergünstigung dann auch weitergeben. Zum anderen sind sie sicher unter Margendruck, und geben einen Teil dieses Margendrucks weiter.»
«Überhaupt kein Grund, um Entwarnung zu geben»
Weil die Preise in der Schweiz deutlich stärker gesunken sind als im Euro-Raum, habe sich der sogenannt faire Wechselkurs angepasst. Anstatt 20 Prozent, sei der Franken heute «nur» noch rund 15 Prozent überbewertet. Aus Sicht der Exportindustrie ist das eine leichte Verbesserung.
Das sei aber «überhaupt kein Grund», um Entwarnung zu geben, so Devisenspezialist Flury: «Auch im heutigen Umfeld mit 15 Prozent Überbewertung ist der Franken immer noch sehr, sehr hoch bewertet.»
Einerseits denken weiterhin viele Unternehmen darüber nach, ihre Produktion oder Teile davon ins billigere Ausland zu verlagern, einige setzen solche Massnahmen bereits um. Ein leicht weniger unfairer Wechselkurs ändert daran nichts.
Andererseits kann der tatsächliche Euro-Frankenkurs jederzeit wieder sinken – Stichwort Griechenlandkrise – die Überbewertung des Frankens würde damit schlagartig wieder steigen.