Noch Anfang Jahr war die Befürchtung in der Finanzbranche gross, dass der Steuerstreit mit den USA einige Banken in der Schweiz finanziell ins Wanken bringen könnte. Doch weit gefehlt: Bisher sind alle Bussen tiefer ausgefallen als erwartet.
Am wenigsten bezahlte mit 9000 Dollar die kleine Basler Privatbank Scobag. Mit 15 Millionen Franken am meisten die Migrosbank. Damit sind die bisher ausgesprochenen Bussen sehr viel tiefer als die von den US-Behörden anfangs angedrohten 20 bis 50 Prozent der in der Schweiz deponierten US-Gelder.
US-Kunden zeigten sich selber an
Dafür gibt es vor allem zwei wichtige Gründe: Zum einen konnten viele Banken aufzeigen, dass viele amerikanische Konteninhaber das Geld zum fraglichen Zeitpunkt bereits versteuert hatten. Und zum anderen haben die Banken ihre US-Kunden dazu gedrängt, sich selbst bei der US-Justiz anzuzeigen. Damit hat sich die Gesamtsumme der heiklen Gelder massiv reduziert. Und dementsprechend auch die ausgehandelten Bussen.
Die Banken holten sich externe Hilfe, um ihre Altlasten loszuwerden und engagierten Beratungsunternehmen. Diese konnten in den Verhandlungen die US-Forderungen deutlich nach unten drücken. Doch die externen Experten haben auch viel Geld gekostet. Ihre Hilfe war bei vielen Banken zum Schluss sogar teurer als die Busse selbst.
Sehr teuer zu stehen kommt der US-Steuerstreit vor allem die älteste Tessiner Bank BSI. Diese musste 211 Millionen Dollar zahlen. Sie gab zu, ähnlich wie die UBS und die Credit Suisse ein umfangreiches Geschäft mit US-Steuerflüchtlingen betrieben zu haben. Sie hatte die Identität von Kunden verschleiert und ihnen auch anonymisierte Kreditkarten angeboten.
Kategorie-1-Banken noch in Verhandlungen
Während es gesamthaft gesehen bei vielen kleineren und mittleren Banken vorangeht, stockt es bei den grösseren Instituten der sogenannten Kategorie 1. Das sind jene, die schon ganz früh im Visier der US-Justiz standen. Bei der Bank Julius Bär sowie der Zürcher und der Basler Kantonalbank sind die Verhandlungen zwar weit fortgeschritten – aber eben noch nicht abgeschlossen.
Die US-Behörden möchten offenbar genau verfolgen, wohin Kunden abgewandert sind. Sie wollen die Aussagen der verschiedenen Banken miteinander abgleichen und so verifizieren, ob sie auch die Wahrheit sagen.
In einem aber sind sich die Experten einig: Kommt nichts mehr dazwischen, könnten die meisten Verfahren bis im nächsten Jahr abgeschlossen werden. Das Kapitel um die US-Steuersünder wäre für die Schweizer Banken dann beendet.