Der Chef von Nestlé ist ein Belgier. Die Umgangssprache ist Englisch. Das Geschäft global. Trotzdem sieht sich Nestlé auch 150 Jahre nach der Gründung noch als Schweizer Konzern. Und investiert hier hunderte Millionen Franken, zuletzt in eine neue Kaffeekapselfabrik in der Westschweiz.
Den langjährigen Nestlé-Beobachter Andreas von Arx vom Finanzdienstleister Helvea erstaunt die Standorttreue nicht: «Das rechtliche Umfeld ist für ein internationales Unternehmen wie Nestlé sehr attraktiv.» Die Schweiz sei sehr stabil und weise eine hohe Rechtssicherheit auf.
Auch bei der Rekrutierung von Mitarbeitenden sei ein Hauptsitz in der Schweiz sicher von Vorteil, sagt von Arx, von den steuerlichen Vorteilen ganz zu schweigen.
Dennoch ist Nestlé inzwischen ein internationaler Konzern. Nur noch drei Prozent der insgesamt 335'000 Mitarbeitenden sind in der Schweiz beschäftigt. Und gerade einmal zwei Prozent des Umsatzes von gut 90 Milliarden Franken werden hier erzielt.
Konservative Konzernpolitik
Auch die Mehrzahl der Investoren sind Ausländer, vor allem Amerikaner. Die meisten Nestlé-Aktien hält mit knapp vier Prozent der US-Hedgefonds Blackrock. Da ist es fast schon erstaunlich, dass die Konzernpolitik eher schweizerisch-konservativ geprägt ist. «Im internationalen Vergleich wird das Unternehmen als vorsichtig angesehen», sagt von Arx.
Nestlé habe inzwischen eine Grösse erreicht, bei der einzelne Aktionäre kaum mehr grossen Einfluss nehmen könnten. Die Strategie bestimme der Verwaltungsrat. Dieser wird seit knapp zwei Jahrzehnten vom Österreicher Peter Brabeck dominiert.