Für Stephen Stokes hat die irische Krise beinahe das Ende seines Geschäftes bedeutet. In den Arkaden der St. George's Street in Dublin betreibt er eine Buchhandlung.
Stokes setzte verstärkt auf den Onlinehandel. Nur wegen dieser Umorientierung und einer Reihe loyaler Kunden kann er noch heute seine Ladentür öffnen. Seiner Meinung nach hat Irland die Krise noch nicht bewältigt. Der Buchhändler rechnet mit weiteren schwierigen Jahren.
Die Krise habe den Iren die Augen geöffnet: «Wir haben uns verhalten wie Neureiche, deren Geld nie ausgeht. Das war prahlerisch», sagt er gegenüber «ECO». «Das ist jetzt vorbei, und das ist gut.»
Wieder auf eigenen Beinen
2008 platzte in Irland eine Immobilienblase. Um durch die Rettung seiner Banken nicht in den Abgrund gerissen zu werden, hatte Irland 2010 um Hilfe gebeten und internationale Unterstützung in Höhe von 67,5 Milliarden Euro erhalten.
Seit 8. Dezember 2013 steht Irland wieder auf eigenen Beinen. Es hat sich aus dem Hilfsprogramm von EU und Internationalem Währungsfonds gelöst.
Nach fünf Jahren Krise befindet sich Irland heute zwischen Kater- und Aufbruchstimmung. Das Land ist noch weit davon entfernt, stabil zu sein. «Die heimische Nachfrage bewegt sich weiterhin kaum», sagt Ökonom Larry O'Connell. «Noch immer ist die Verschuldung gross, sowohl bei Unternehmen wie auch bei Privathaushalten.» Jeder vierte Einwohner unter 25 ist arbeitslos. Die Konsequenz: Pro Jahr verlassen 35'000 Jugendliche das Land.
Wachsende Zuversicht
Und dennoch erholt sich das Land zaghaft. Die Wirtschaft wächst, Unternehmen können wieder mehr Mitarbeiter einstellen. Auch die Start-up-Branche blüht auf.
Die Zuversicht der Iren, ihren Herausforderungen begegnen zu können, wird grösser. Das zeigt sich auch dieser Tage in Dublin. In keinem Land Europas geben Haushalte mehr Geld für Weihnachtseinkäufe aus als in Irland: 894 Euro.