Den Schweizer Zuckerrübenpflanzer weht derzeit ein rauer Wind entgegen. Besonders zu schaffen macht der Branche, dass die Zuckerpreise seit Jahren sinken.
Dabei scheinen die Rahmenbedingungen auf den ersten Blick gar nicht so schlecht zu sein. Denn immerhin griff der Bund der Branche schon in den 1950er-Jahren mit Subventionen unter die Arme. Auch heute noch erhalten die Landwirte Direktzahlungen in Höhe von 1600 Franken pro Hektare.
Zudem gab der Bund den Schweizer Fabrikanten lange eine Monopolstellung. So hatte die Schweizer Zucker AG (SZU) mit ihren Fabriken in Aarberg und Frauenfeld bis vor wenigen Jahren den Leistungsauftrag, die einheimischen Zuckerrüben zu verarbeiten.
Gewaltige Konkurrenz aus der EU
All dies nützt der Branche heute allerdings nicht mehr viel. Seit 2009 gilt der Leistungsauftrag für die SZU nämlich nicht mehr. Vielmehr ist die Industrie seit dem Inkrafttreten der Bilateralen Verträge II dem europäischen Wettbewerb ausgesetzt.
Und die europäische Konkurrenz macht den Bauern Sorgen. Während die europäische Landwirte rund 18 Millionen Tonnen Zucker pro Jahr produzieren, sind es in der Schweiz gerade mal 265‘000 Tonnen. Mit der Liberalisierung des Zuckermarktes verkaufen Produzenten aus der EU ihre Ware in der Schweiz.
Die Folge:100 Kilogramm Zucker kosten in der Schweiz heute nur noch 55 Franken. Im Jahr 1980 waren es noch beinahe 200 Franken. Dies wirkt sich wiederum auf die Rübenpflanzer aus. Kosteten hundert Kilogramm Rüben im Jahr 1983 noch 15,50 Franken, sind es heute nur noch 3,80 Franken.
«Wir fordern einen Import-Zoll»
Diese Entwicklung besorgt auch Josef Meyer, Präsident des Verbandes Schweizerischen Zuckerrübenpflanzer: «Der aktuelle Preis von 37 Franken pro Tonne bringt viele Bauern in Bedrängnis. Die Zuckerproduktion ist bei solchen Preisen in der Schweiz in Gefahr.»
Im Herbst 2017 wird der Zuckermarkt in der EU weiter liberalisiert, was den Preisdruck in der Schweiz weiter erhöhen wird. Nun fordern die Bauern noch mehr staatliche Unterstützung. «Wir brauchen vom Bund ein Sicherheitsnetz. Deshalb wollen wir einen minimalen Zuckerpreis von 600 Franken pro Tonne. Notfalls sollen Import-Zölle helfen», so Meyer.
Dieser Forderung erteilt das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) allerdings eine Absage: «Ein garantierter Mindestzuckerpreis wäre ein Rückschritt in alte Zeiten, der vor allem die Lebensmittelhersteller und damit auch Arbeitsplätze gefährden würde», sagt ein Sprecher auf Anfrage
Schweizer Zuckerindustrie unter Druck
Auch beim Rübenverarbeiter SZU muss gespart werden. Das Unternehmen plant, einen Teil der Rüben zukünftig aus dem süddeutschen Raum zu beziehen. Ziel ist eine bessere Auslastung der Produktion und die Einsparung von Transportkosten.