Die Vorwahlen vor einer Woche haben gezeigt: Der wirtschaftsliberale Präsident Mauricio Macri liegt in der Wählergunst deutlich hinter seinem links-peronistischen Herausforderer Alberto Fernandez zurück. Viele Beobachter erwarten nun, dass Fernandez auch die Wahl im Oktober gewinnt – und Argentinien in eine weitere Staatspleite rutscht.
Investoren trennten sich vergangene Woche panikartig von argentinischen Staatsanleihen, flüchteten aus der Landeswährung Peso, verramschten ihre Aktien. Die Folge: massive Kurseinbrüche an den Börsen und beim Peso und happige Risikoaufschläge bei den Staatsanleihen.
Erinnerungen an Staatspleite von 2001
Grosse Ratingagenturen wie Fitch haben die Kreditwürdigkeit des südamerikanischen Krisenlandes deutlich herabgestuft. Auch sie halten es für immer wahrscheinlicher, dass Argentinien seine Schulden bald nicht mehr bedienen kann.
Das ruft böse Erinnerungen wach: 2001 war Argentinien schon einmal am Ende. Nach der Staatspleite folgte ein jahrelanger Streit mit Gläubigern um die Rückzahlung der Schulden.
Argentiniens neoliberaler Präsident Macri hatte bei seinem Amtsantritt zwar versprochen, alle Probleme zu lösen, doch davon ist er weit entfernt. Im vergangenen Jahr rutschte Argentinien in die Rezession. Die Inflation lag zuletzt bei 40 Prozent, die Arbeitslosenquote steigt. Schon letztes Jahr hatte der Peso nach zwei Währungskrisen die Hälfte seines Wertes verloren.
Kompletter Zahlungsausfall wird wahrscheinlicher
Erst ein riesiges Kreditprogramm des Internationalen Währungsfonds in Höhe von 57 Milliarden Dollar brachte eine Verschnaufpause an den Finanzmärkten. Im Gegenzug für den IWF-Kredit musste Macri allerdings Sparmassnahmen zusagen. Zu Lasten der Bevölkerung: Schon jetzt lebt ein Drittel in Armut.
Es dürfte noch schlimmer kommen. Denn mit der Abwertung des Peso wird es immer schwieriger, die hohen Schulden zurückzuzahlen. 80 Prozent der Schulden sind Dollar-Schulden. Doch der Peso hat im Verhältnis zum Dollar allein letzte Woche ein Viertel seines Wertes verloren. Eine neue Umschuldung oder sogar ein kompletter Zahlungsausfall werden damit wahrscheinlicher. Daran ändert auch der Rücktritt von Finanzminister Nicolas Dujovne nichts.