Schweizerinnen und Schweizer haben letztes Jahr für 3.8 Milliarden Franken Bio-Produkte gekauft. Das sei aber nicht nur wegen der geschlossenen Grenzen, sagt Bio-Suisse-Präsident Urs Brändli: «Die Leute, die regelmässig Bio kaufen, haben viel mehr Bio eingekauft, weil sie sieben Tage die Woche selber gekocht haben und sich nicht auswärts verpflegt haben.» In den Restaurants kriege man leider immer noch eher selten Bio-Produkte vorgesetzt.
Der oberste Schweizer Bio-Bauer ist überzeugt, dass dieser Zuwachs auch nach der Pandemie anhält. Und das trotz höherer Preise. Die Konsumierenden hätten Verständnis dafür, dass zum Beispiel der Milchlastwagen grössere Strecken zurücklegen muss, um seinen Tank nur mit Biomilch zu füllen. Oder, dass mehr Aufwand und Kontrollen nötig seien für weniger Ertrag als bei der konventionellen Landwirtschaft.
Bessere Preise für Bio-Bauern
Die Bäuerinnen und Bauern profitierten von besseren Preisen, und dieses Plus hätten sie sich bisher trotz Preiskampf auch bei den Grossverteilern sichern können, frohlockt Brändli: «Wir haben es bis jetzt geschafft, dass wir diesen Druck von der Bio-Szene fernhalten konnten, weil Bio nicht nur ökologischer Anbau bedeutet, sondern auch Fairness im Verkauf.»
«Die Bauern können vom starken Wachstum in diesem Bereich profitieren», bestätigt denn auch Fabrice Zumbrunn, der Chef der Grossverteilerin Migros, bei der Präsentation der Jahreszahlen am Dienstag. Und man biete ihnen langfristige Abnahmeverträge. Der Schweizer Bauernverband bestätigt auf Anfrage, dass die Bauern für Labels wie Bio produzieren möchten.
Zukünftig mehr Bio-Produzenten?
Allerdings sei der Bio-Anteil mit elf Prozent am gesamten Markt nach wie vor gering, und die Umstellung bedeutet für die Betriebe sicher während zwei Jahren deutlich weniger Ertrag. Steige die Nachfrage, würden die Bauern schon nachziehen. Brändli von Bio Suisse stimmt zu: «Ein Bioland Schweiz wird nur dann funktionieren, wenn wir auch ein Konsum-Bioland haben.»
Der Präsident von Bio-Suisse geht aber davon aus, dass immer mehr Bauernbetriebe umstellen werden, weil sie auch neue Absatzkanäle nutzen können. Im Pandemie-Jahr seien Hofläden mehr oder weniger gestürmt worden.
Solche Direktverkäufe ab Hof oder via Online-Shop generierten ein lukratives Zusatzeinkommen, gerade auch für Bio- oder Umstellungsprodukte. Und das sei eine gute Motivation, die Kosten und den Mehraufwand für den Wechsel auf Bio-Produktoin auf sich zu nehmen, so Brändli.